Kaum zu glauben, nach diesem Endlossommer: der Winter macht
sich breit. Die Wettkämpfe sind fast alle vorbei und es wird langsam Zeit das
Jahr zusammenzufassen.
Zu Beginn des Jahres hatte ich wie gewohnt viele Planungen,
ein volles Programm. Viele kleine und größere Veranstaltungen. Aber auch ein Hauptziel:
„Keine Verletzung“.
Klingt vielleicht widersprüchlich, ist es auch.
Ich dachte, wenn ich viele Läufe plane, werde ich nicht so
viel Bedeutung in einzelne Veranstaltungen legen und hätte nicht den Ehrgeiz
die Läufe mit 100% Einsatz zu laufen. Es würde mir leichter fallen, sie im
Trainingsmodus zu laufen und ich wäre nicht so traurig wenn ich mal eine
Veranstaltung streichen müsste.
Soweit die Idee… Aber erstmal sollte ich wieder gesund
werden.
Im Januar war ich noch weit weg davon. Wir entschieden uns kleine
Ziele zu setzen. Ziel 1: 10k innerhalb 1h (flach natürlich) schmerzfrei zu
laufen (während und danach). Wer mich kennt, lacht sich tot… Es war kein Spaß…
Ich brauchte tatsächlich fast 1 Monat um wieder 10k in 1h zu laufen…
Februar: die ersten Wettkämpfe aber ohne Ehrgeiz und ohne
Verletzung… Dafür schluckte ich meine Kilometer und Höhenmeter immer mit Acht
auf meinen Körper. Jede intensivere Einheit (die eigentlich nicht wirklich
intensiv war), bedeutete auf der anderen Seite der Waagschale stundenlang Yoga,
Biokinematik und schwimmen…
Bei den Crosslauf Meisterschaften in Heltersberg war ich
zurückhaltend… beim Berglauf am Donnersberg fiel mir dies bereits viel schwerer,
dafür war ich schon deutlich fitter…
März… Immer noch keine Sonne, dafür immer mehr kleine
Erfolge… Abgesehen von Nanstein (zu mutig…) könnte ich das Podest beim RockieMountain erklimmen und am folgenden Tag ein tolles Ergebnis bei der den
Halbmarathonmeisterschaften in Kaiserslautern liefern (als Team kamen wir
wieder aufs Podest)!!! 2 Tage 2 WK in Folge. Es ging langsam wieder bergauf.
April, Niederbronn. Seit 2012 stehe ich hier Jahr für Jahr
an der Startlinie. Ein Rennen mit dem ich viele Erinnerungen und Emotionen
verbinde. Dieses Rennen wollte ich auch diese Jahr nicht missen. Es sollte mein
erster Ultra nach der Verletzung werden. Offizielles Ziel dieses Jahr:
ankommen. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken…
Kurz nach der Start bin ich vom Tempo der anderen schon
komplett überfordert… ich komme nur schwer hinterher… Ich stürze und verletzte
mich dabei am Pomuskel… Am 1. VP bin ich 25ter. Und ich habe für diese Ergebnis
schon viele Körner verbraucht. Sind die andere so stark??? Nein ich bin so
schwach. Ich denke darüber nach wie meine Wintervorbereitung war: Januar 10k
schaffen… Wie kann ich mir nur wünschen, hier heute das Podest der 76k zu
erreichen. Ich will aufgeben… Ich will nicht mehr. Auf der anderen Seite ist
das Wetter mega, die Sonne ist zurück. Ich entscheide mich, im Rennen zu
bleiben und eine schöne lange Einheit draußen zu absolvieren… Und das ist meine
Umschaltung im Kopf. Es ist kein WK mehr. Ich will mir nur nachweisen, dass ich
immer noch 76k laufen kann…
Damien motiviert mich (wie jedes Jahr!!!) weiterzugehen… Ich
lächele wieder… Ich kann endlich nach dieser dunklere Zeiten wieder laufen und
lächeln. Das Rennen vergeht wie im Flug… und plötzlich bin ich 400m vor dem Ziel:
Damien und Anna sind da. Ich könnte heulen. Ich habe es geschafft, ich kann
wieder laufen. Platzierung: VIERTER!!! Ich habe es geschafft und mit Bravour
überstanden. Es ist ein Traum!
Leider war es für mich für dieses Wochenende genug. Der
Stürz und die suboptimale Vorbereitungsphase lassen es nicht zu, dass ich am
Sonntag noch einmal starte. Ist das noch wichtig? Nein, so kann ich Anna und
die andere Landauer unterstützen. Anna hat mir so viel in diesen letzten
Monaten gegeben, jetzt verdient sie auch meine Unterstützung.
Und dann ging es alles immer besser: Nord Trail des Montsdes Flandres: 80km in 6h54 (5. Platz)…
Die Bergläufe und die Ultras sammeln sich. Immer mit
angepasstem Tempo, immer mit viel Vorarbeit und Nacharbeit an meinem Körper
aber langsam wird es wieder. Mein Knie schmerzt kaum noch nach langen
intensiven Belastungen… Ich bin auch immer mal wieder auf dem Rad und
regelmäßig im Wasser um meine Sehnen zu entlasten.
Schwarzwald Berglaufserie |
Nord Trail Mont des Flandres |
Kandel Berglauf |
Trail du Grand Ballon |
Kandel Berglauf |
Trail des Marcaires |
Workshop Downhill |
Skyrace Hochkoenigman |
Die Hochkönigin |
Sommer. Es ist Zeit für die Alpen. Gewünscht und gefürchtet.
Kann ich es noch?
1. Juli Tour desGlaciers de Vanoise… Hitzschlag, ich krieche bis zu einem Brunnen…
bleibe darunten, minutenlang, bis ich endlich aufstehen kann… ich werde mich
bis zum Ziel quälen… Die Alpen haben mich heute besiegt…
Eine Woche später, will ich beim High Trail Vanoise starten.
Die Strecke ist schwerer, länger, höher. Dieses Event gehört zur Skyrunning
World Series: die Weltelite ist dabei! Keine Chance! Die Zeitlimits sind sehr
eng, Ziel: finishen… Lange Rede kurzer Sinn: dies wird mein Rennen des Jahres!
Das Wetter ist mega, ich bin Topfit und werde perfekt von Anna versorgt. 15. Platz!
Besser hätte es nicht laufen können (PS: mega Rennen!!! Ein Highlight der
Alpen!)
Topfit, frisch und hoch motiviert… entscheide mich für eine
längere Laufpause. Bis jetzt läuft alles super. Die Saison ist noch lang. Ich
will mich nicht überlasten. Die Entscheidung ist schwer (vor allem angesichts
des Wetters) aber richtig. Nach 3 Wochen lege ich wieder los. Berglauf ToteMann: AK Sieg und damit AK Sieg in der Pokalserienwertung und 5. Platz Gesamt
in der Pokalserie (Anna gewinnt den Schwarzwald Berglaufpokal bei den Frauen!
Glückwunsch Schatz!!!)
Es ist Ende August: UT4M, Grenoble. Hier will ich
unangenehme Erinnerungen aus der letzten Saison durch positive Erlebnisse
überschreiben. Ich laufe Tag 1 und 4 mit Anna und bin insgesamt vorsichtig.
Dafür schaffe ich diese 4 Bergmarathons in 4 Tagen im Gegensatz zu 2017
schmerzfrei.
Echappée Belle: die folgende Woche belastete wieder sehr
stark mein Knie (Markieren ist anstrengender als laufen!!!).
Ich muss dafür
Tribut zahlen und werde bei der Infernal des Vosges sehr früh aussteigen.
Richtige Entscheidung? Im nachhinein JA!!!
Wieder pausieren, wieder Biokinematik… stundenlang auf der
Matte… wieder rollen… Im Kopf bin ich bereits in Bulgarien… 2. Rennen der
Skyrunning World Series für mich. Ich bin aufgeregt. Die Saison war lang, diese
Strecke wird besonders schwer… ich laufe komplett leer aber glücklich übers
Ziel… Immerhin als 16. :p
Ich denke kaum noch daran, dass es im Januar ein Kampf war,
10k schmerzfrei zu laufen. Ich sammele die WK: Pfalzmeisterschaft im Berglauf (2.
AK und am Ende 8. Gesamt), Potzberglauf und das Finale der Berglaufserie beim
Kalmitberglauf: 2. AK für die Serienwertung.
Jetzt soll dieses Jahr noch ein Ultra dazukommen, und noch
ein Cross und dann ist das Jahr zu Ende. Egal was das Ergebnis sein wird, mein
Ziel habe ich für dieses Jahr bereits erreicht. Ich bin unverletzt. Ich bin
wieder fit und glücklich.
Anna und ich können kaum die neuen Herausforderungen für
2019 abwarten!… Aber wir wissen nun beide, wie wichtig Achtsamkeit im Training
(und auch sonst im Leben) ist. Nur damit sind wir stark.