Niederbronn in 3 Wörter: Sonnenfest, Frohsinn, Familie!
Letztes Wochenende fanden die Courses Natures de Niederbronn
statt. Diese Rennen werden von den Vosgirunners organisiert, der Chef ist aber
leidenschaftlicher Kletterer, und was für einer.
2012 lief ich hier meinen ersten Trail, die MAC VI. Damals noch
eine etwas leichtere Streckenführung, 24k mit 900hm. Es war für mich eine ganz
neue Erfahrung, die mich zum Trailrunning gebracht hat…
Seit 2012 bin ich jedes Jahr dabei… Es gibt kein Rennen, dem
ich so treu geblieben bin… Mein Bericht wird erklären warum.
Dieses Jahr reisen wir das erste Mal schon Freitagabend an.
Von einer „Reise“ kann man nicht wirklich sprechen, 1h15 Autofahrt und hopp, wir
sind da.
Die bekannte Halle, mit Teppich ausgelegt, alles ist schon
aufgebaut. Aber es gibt auch Neues zu entdecken: Die Hallenwände sind mit
zahlreichen Bildern aus dem letzten Jahr geschmückt! Da hat sich jemand Mühe
gegeben. Die LRC Läufer/innen sind auch dabei, klar, an uns kommt man auch hier
hinter der Grenze nicht so leicht vorbei^^ Startnummernausgabe: Didier, der
Chef der Vosgirunners ist da. Außerdem Mathieu Motsch (TOP-Läufer und Finisher
der Tor des Géants, Jeff (sein Coach und ebenso ein hervorragender Läufer) und
viele andere…
Wir wollen eigentlich nicht lange bleiben, aber das lässt
sich nicht vermeiden. Es gibt zu viel zu erzählen… Wie ein Familientreff.
Zurück in unserer Wohnung kleinen Ferienwohnung (Klein ist
sie eigentlich nicht, nur mehr für kleine Leute), essen, schlafen und ganz früh
aufstehen. Ich bin etwas nervös, es wird mein erster langer Trail dieses Jahr. Kein
Petit Ballon dieses Jahr und das längste Training 30k. Der Start ist um 7Uhr!
Dieses Jahr, wie jedes Jahr, ist das Wetter gigantisch!
Blauer Himmel, Sonnenaufgang, es wird warm. Ich starte in kurzer Hose und
T-Shirt! Unglaublich! Vor ein paar Tage hat es noch unaufhörlich geschüttelt!
Und heute wie versprochen Sonne!
Emir, auch ein Stammgast und Titelverteidiger, ist auch da.
Er wird es heute nicht leicht haben: Moritz auf der Heide ist aus München angereist
und Janosch Kowalczyk aus Leonberg. Nicht zu vergessen Alexandre Mayer. Vier international
starke Läufer!
Kurzes Briefing auf Frz. und Deutsch und wir dürfen los. Die
Abschiedsrunde im Stadion und dann direkt hoch in den Wald… Das Tempo der
Spitzengruppe fühlt sich viel zu schnell an… ich halte es, werde aber trotzdem noch
ständig überholt! Was ist los mit mir?!?!!
Die Wege sind manchmal sehr sehr matschig und von Förster
komplett zerstört! Gute Arbeit wie immer. In Frankreich haben es die
Waldliebhaber mit denen nicht einfacher.
Bei k13 stürze ich schwer in einer Traktorspur. 10.000V schießen
mir in den unterer Rücken und Po! Jetzt bin ich wach! Ich rappele mich auf und
versuche langsam weiterzugehen… es klappt. Ich versuche wieder zu joggen… nicht
so einfach aber klappt auch…
Unmittelbar danach kommt ein Kontrollpunkt… Ich werde
gesagt, dass ich auf Platz 25 bin! WAAAASSSS!!!! 25! Was ist das für ein
Scheiß!
Ich laufe weiter und spiele mit der Gedanken aufzugeben! Wie
Golum führe ich Selbstgespräche:
„- Wozu weiterlaufen um auf Platz 20 zu landen?
- Du hast schon das Ding gewonnen,
- ja aber an dieser Stelle warst Du da noch 8ter Und nicht
25ter!
- 25! Was ist los mit mir??!!!
- Entweder bin ich einfach schlecht, oder die verdammt stark,
oder die sind verdammt leichtsinnig…
- …
-
Auf der anderen Seite, was erwartest du nach 6
Monaten Verletzung?
-
Du dachtest Du wärst der tollste???
-
Es wäre auch nicht fair den anderen gegenüber bei
so einer langen Pause und so wenig Training ganz vorne zu sein… Du bist dieses
Jahr noch kein mal über 30k gelaufen!
-
A propos Verletzung: Hast Du dein größtes Ziel
für 2018 vergessen?! keine Verletzung! Und langsam wieder zurückkommen…
-
Zurückkommen: denk darüber nach: das Wetter ist
toll, du kennst jeden Stein, nutz die Gelegenheit für eine lange Einheit.
Sowieso der Wettkampf ist für Dich bereits gelaufen…
-
Gute Idee! Also weiter.
Mein Tempo kommt mir immer noch zu schnell vor, aber ich
benötige 2h05 bis K25, 1. VP (10min langsamer als im 2017 also ich bin
schlecht!). Damien ist da. Und plötzlich ich fühle mich frei. Es geht nur noch
um ein verletzungsfreies Ankommen…
Ohne es zu merken wird mein Tempo härter… Ich fange an
Pacman zu spielen! Oder wie der Franzose so schön und lieb sagt: Ich laufe über
die Leiche…
Jean-Pierre Grünewald, Yannick Wein, Jeff sind meine Opfer…
Ich fühle mich gut… Stressfrei…
Die Strecke am Kamm ist wunderschön. Das schwerste Teil gibt
mir jedes Jahr so viel Energie. Hier ist die Stimmung so besonders, am liebsten
möchte ich hier hin und zurück laufen und die Felsen und die alten Burgen
genießen. Ich fühle mich langsam aber meine Zeit zwischen VP1 und VP2 ist
genauso schnell wie 2017!
Kurze Verpflegung, ein paar Witze mit Damien und Didier.
Meine Laune ist wieder super, ich laufe gemütlich weiter… Ich bin nun 9ter.
Dieser Abschnitt ist zwar nicht so schön wie der vorherige,
aber wenn man gute Beine hat, macht man da ein riesen Cut mit den anderen. Dieses
Jahr werde ich nur eine Person überholen… Aber was für ein Läufer: Alexandre
Mayer. Er ist am Ende. Er hat mit Magenprobleme zu kämpfen. Er hat sich für
eine lange schöne Wanderung entschieden. Schnell vorbei und runter zum VP3.
Mathieu ist da. Er ist überrascht mich so frisch so sehen…
Ich selbst auch. Mir geht’s noch top! Und meine Zwischenzeit ist wieder wie
2017!!!
Trinken, ein weiteres Gel von Meltonic (aus dem Flask um
meine Finger sauber zu halten und kein Müll zu produzieren! Anti-Oxydant schmeckt
echt geil! Ein bisschen wie geröstete Kaffee!
Und weiter… noch ein weiteren Mitstreiter überholen und ich
versuche das Tempo immer noch hoch zu halten… K59: Keine Markierung mehr! Zum
Glück kenne ich die Strecke… Für die andere wird es hier kein Spaß. Im
Nachhinein erfahre ich, dass die Strecke entmarkiert wurde. Wer macht so was!
Das bringt echt Läufer in Gefahr. Man müsste die aufhängen und an Wildschweine
verfüttern!
Langsam merke ich meinen Trainingsmangel. Ich muss gehen wo
ich letztes Jahr noch gejoggt bin… Naja irgendwann sollte es passieren… Ein
anderer Mitstreiter leidet auch genauso viel. Schnell vorbei… Sich stark zeigen
und hoch zum Turm. Damien gibt mir Nachrichten von der Spitze: Emir führt vor
Janosch und Moritz… Unglaublich!!! Emir ist eine Maschine! Ich bin 6. Die 2
andere sind keine 2min vor mir… Er motiviert mich und befiehlt mir die 2 anderen
zu holen. Der 4. Platz wäre mein Platz…. Ich: Ja aber… dieses Bergab war für
mich immer sehr kompliziert. Jedes Jahr erleide ich hier Krämpfe...
Naja mal schauen, ich bin schon sehr begeistert von diesem
Tag!
Und hopp runter und direkt den 5. Platz geschnappt… hoch,
runter, hoch, runter, Serpentinen, kleine Pfad und der 4. ist im Sicht… Dank
des Anti-Oxydant kein Krampf…. Ich nähere mich immer mehr… Aber der Pfad ist zu
klein zu überholen… Ich sammele meine Kräfte und folge ganz brav… Ich weiß es
ich schaffe den 4. Platz :-)
Sobald es breiter wird sind Anna und Damien da. Ich will
mein Schatz beeindrucken und verschärfe erfolgreich das Tempo… Ich bin an der
Straßenüberquerung 4ter. Anna kommt mit zum Begleiten…. Er gibt nicht auf… Der
Kampf beginnt… 800m halten… Ich schlage ihm vor, zu zweit übers Ziel zu laufen.
Ok sagt er. Runter lasse ich ihn das Tempo bestimmen es geht bergab, ich könnte
viel schneller laufen, bleibe neben ihm…. 400m zum Ziel, leichte Steigung, er
gibt Gas ich kann ihm bergan nicht mehr folgen! Fuck!!!
Er will nicht mit mir übers Ziel… Er will vorne sein!!! Also
noch einmal Zähne zusammenbeißen und Endspurt… Wie beim Cross: nur die letzten
50m zählen! Ich bin wieder vorne die Uhr sagt Tempo: 3:15! Anna und ich rasen
in die Halle rein! Wir sind 4.! Puhh es war knapp. Ich drehe mich nicht um… Er
ist es nicht wert… Ich gehe lieber zu Emir, bereits frisch geduscht! Gratulation!
Was für ein Rennen: viel Zweifel am Anfang, dann die
Entspannung die Remontada und am Ende noch alles geben zu müssen!
Ich bin überwältigt! Ich bekomme meine Medaille. Die ist
ganz besonders. Die bedeutet meine Rückkehr in die Ultrawelt. Ich habe es
geschafft. Ich bin wieder ein Ultra!
Kurz Duschen und runter in die Wohnung. Essen trinken,
Siegerehrung, auf ein paar Landauer warten und wieder in die Wohnung. Morgen
soll es weiter gehen…
Sonntag: Um 6Uhr klingelt der Wecker… Aufstehen… 3 Schritte…
„- Schatz, du kannst weiterschlafen, heute wird es nichts…
Meine Achillessehne ist voll steif und mein Po tut zu weh… Ich lasse es lieber.…
Ich will mich nicht noch einmal kaputt machen, ich will am Montag wieder laufen
können.“
Licht aus und 1h länger schlafen…
Jetzt ist ANNA dran. Wie immer ist sie komplett gestresst…
ich muss sie fast zum Start ziehen… Sie hat kein Vertrauen in ihren Körper,
wenig Training, zu lange kein Rennen über 7k. Ich erzähle ihr von Stevie Kremer.…
Ich versuche sie zu motivieren. Que nenni…
Kurzes Briefing und los… Die 26k sind unterwegs!
Nach 600m sehe ich meinen Schatz noch einmal, bereits im
Wettkampfmodus mit einem Lächeln von Ohr zum Ohr!
Die ist krass… Sie braucht einfach loszustarten, dann sind
die Zweifel vorbei.
Ich hole das Auto und fahre zum 1. VP…
Bald kommt Emmanuel Allenbach. Er ballert den Berg runter…
Ich bereite mich vor… Jipi ist auch da um unsere Freunde anzufeuern. Er ist
heute auch nicht gestartet.
Bild: Yann Corby |
Bald kommt meine Rakete. Immer noch mit der Banane im
Gesicht… Sie ballert direkt weiter… Keine Datteln, keine Pause, direkt weiter!
Ich bleibe noch, warte gemütlich auf ein paar Mitglieder der
LRC-Familie. Und halte meine Datteln für Iris bereit :-)
Dann wieder zurück. Zum Ziel…
Eine Merguez essen und die Anna ist schon da! Sie wird 5te.
. Echt Stark bei dem Elitefeld das heute da war! 2:26:xx und am Ende sogar 3min
schneller als letztes Jahr, dabei hat sie sich die ganze Zeit unfit und langsam
gefühlt…
Sie ist voll begeistert und die Schmerzen sind bereits
vergessen.
Kurz hinter ihr kommt Pia übers Ziel. Zweite der 43km. Die
Landauerinnen sind einfach Spitze!
Wir hatten eigentlich geplant nach Zieleinlauf die Wohnung
zurückzugeben. Aber das wird echt schwierig. Wir kennen beide so viele Leute.
1,5h plaudern und Sonne genießen. Es ist so schön, alle wieder zu sehen. Die
Erlebnisse zu teilen.
Bald kommt die Siegerehrung. Die LRC wird sehr oft
aufgerufen: Anna Clipet (Applaus Applaus), Pia Winkelblech (Applaus Applaus),
Bianca Logé (Applaus, Applaus!!!) Wir machen ordentlich Stimmung.
Bild Yann Corby |
Und bald ist das Wochenende zu Ende.
Es war wieder so schön. so erfolgreich, so sonnig, so
fröhlich, so familiär.
Merci les Vosgirunners!
Bild Yann Corby |
Niederbronn steht wieder ganz oben auf der Wettkampfliste für
2019! Das ist schon klar!
Bild Nicolas Fried - L'Alsace en courant |