Erste Frage: Warum Bergläufe? Ich bin doch ein Ultraläufer! Da
brauche ich nicht jede Steigung am Anschlag zu laufen, ist sowieso nicht
möglich. Also warum sollte ich mich in der Ultravorbereitung unter die
Berglaufspezialisten mischen? Hier ein paar Gedanken und Erfahrungen:
· Du kannst deine Pumpe (Herz-Kreislaufsystem) so
richtig ausbelasten und das bei geringerer Belastung für den Bewegungsapparat
als bei flachen Läufen. Kürzere Schritte und eine niedrigere Schrittfrequenz,
also weniger Bremskräfte. Nach einer Verletzung kannst du am Berg schon in
hohen Intensitätsbereichen trainieren, wenn schnelle flache Läufe noch
problematisch sind.
· Die Beinmuskulatur wird in kurzer Zeit an ihre
Grenze gebracht, insbesondere die antriebswirksame Muskulatur (Knie- und
Hüftstrecker).
· Einmal eine Anstieg von 700-1000Hm komplett
durchgejoggt zu sein, wird dir mehr Selbstvertrauen für lange Anstiege in den
Ultras geben
· Deine Klamotten werden nach oben transportiert,
du kannst dich also direkt umziehen und je nach Lust und Laune mit dem Bus oder
zu Fuß runter.
· Weniger Monotonie in deinem Training. Du brichst
aus gewohnten Bewegungsmustern aus. Das kann einen Leistungsschub zur Folge
haben.
· Ein Berglauf ist immer eine Gelegenheit einen
neuen Berggipfel kennen zu lernen und egal wie das Wetter ist, wenn du dich
angemeldet hast, wirst du auch laufen.
Alla hop, ich will euch bei den Bergläufen im Schwarzwald
sehen!
Jetzt schilder ich euch meine Erlebnisse bei den
Schwarzwald-Bergläufen, eine Bilanz für 2017.
1. Etappe Trail 21… OK es war ein Trail!
Start und Ziel in Zell am Hammersbach, ca. 21k mit 800hm (hoch
und runter). Relativ einfache Wege für einen Trailläufer, aber schöne Natur.
Das Wetter war toll, die Ausblicke auf den Mittelschwarzwald
grandios. 2017 fand der Lauf einen Tag nach dem Berglauf Rockie Mountain in der
Pfalz statt. Ich hatte noch schwere Beine, habe ich alles gegeben, aber 2k vor
Ziel war die Energie raus… Ich finishte als Zweiter meiner AK. Unmittelbar nach
der Siegerehrung bestieg ich den Brandkopf, denn von Zell am Hammersbach
startet einer weitere tolle Berglaufstrecke… Dazu später.
Fazit:Positiv: sehr schöne und schnelle Strecke. Humane Startzeit.
Tolle Zielverpflegung. Leckerer Kuchen während der Siegerehrung.
Negativ: Die 9km gehören auch zur Serie-Wertung. Das
verzerrt die Serienergebnisse extrem…
Nächster Termin 15 April 2018!
Start in Waldkirch, 12,2k mit 940hm. Asphalt.
Der Start war für mich keine Woche nach dem Schwarzwald Westweg
(290k mit 10.000hm). Ich war also nicht so fit…
Um 15Uhr ging es los. Der Regen hatte den Startschuss leider
auch nicht überhört. Bei mir war nach 1km schon die Energie raus… ich kann
nicht mehr laufen… Aber es ist nass und kalt… Also ich quäle mich zumindest
weiter zu gehen. Ich will die Serie finishen… und habe keine Lust eine Ewigkeit
unter strömenden Regen zu bleiben… zum Ziel hin wird es immer nebliger, regnet
aber noch.
Irgendwann höre ich den Speaker… sehe aber noch kein
Zielbogen. Der Nebel ist zu dicht… Kein Endspurt… Schnell mit dem Auto runter.
Kalt kalt kalt.
Bei Siegerehrung werde ich für mein Ergebnis bei der Serie
2016 geehrt. 2. M30! Cool
Fazit: Positiv: Leckere Kuchen während der Siegerehrung. So
ein schlechtes Wetter, dass ich mich nach oben gequält habe. Sehr regelmäßige
Steigung. Normalerweise ein schöner Ausblick vom
Kandel!
Negativ: Das Wetter!!! Die Duschen
sind veraltet. Nur Asphalt…
Start in Bühlertal, ca. 9,5k mit 776hm. Waldwege, Skipiste.
Bühlertal gehört zu den steileren Rennen, ist sehr
unregelmäßig in der Steigung. Man muss also ständig sein Tempo anpassen. Zum
Glück kenne ich die Strecke von 2016 und kann mir das Rennen richtig einteilen.
Die letzte Steigung über die Skipiste und steinige Weg will nicht aufhören. Man
freut sich den Turm von Mehliskopf zu sehen. Warmer Tee, Blick über
Nordschwarzwald genießen und dann runterjoggen!
Fazit: Positiv: Schöne Strecke. Ein Verein der mit Herzblut
dabei ist. Leckere Kuchen während der Siegerehrung. Toller Blick über NSW.
Nicht weit von meiner Haustür.
Negativ: Ø
Start in Oberried, 8,4k mit 750hm. Fast durchgehend
asphaltiert.
Ich war in 2017 nicht dabei. Daher berichte ich über 2016.
Es war heiß! Die Strecke ist auf den ersten 6k sehr steil
und führt entlang einer Straße. Bis Kilometer 6 geht es gnadenlso bergauf… Ab
k6 wird es flacher und man kann endlich die Schritte leicht verlängern. Dann
kommt man aus dem Wald raus. Eine Wiese, ein Gehöft, Kühe und: ein langes
Bergab, wouhou, das tut echt gut. Unmittelbar danach die Gegensteigung zum
Ziel.
Fazit: Positiv: Das Bergab am Ende um ein paar Plätze gut zu
machen…
Negativ: Nur Wasser im Ziel. Sehr teure Kaffee und Kuchen
während der Siegerehrung.
Start in Schönau im SW, 11,4k mit 824hm. Asphalt und
Waldwege
Dieses Jahr Austragungsort der Ba-Wü Meisterschaften.
Für mich direkt nach einem langen August in den Alpen. Ich
wusste, dass es nicht schnell werden kann. Abwechsechlungsreiche Strecke mit Asphalt und Forstwege. Flachere Passage und sehr steile Anstiege im Wechseln. Der Ausblick auf dem schönen Südschwarzwald, wo die Zeit stehengeblieben ist.
Ich habe es trotzdem probiert… Es war natürlich eine
Katastrophe… Öfter und länger gegangen. Es war ein harter Kampf um im
Mittenfeld zu landen… Ach ja und das Wetter… BITTER KALT oben. Mir sie die
Finger abgefallen… Zum Glück gab es warmen Tee!
Fazit: Positiv: Bei schönem Wetter toller Ausblick oben.
Toller Trail zum Runterlaufen.
Negativ: Zeitlich zu nah an meinen Ultras. Sehr kalt oben.
Warum läuft man nicht bis zur echten Bergspitze?
Start Zell am Hammerbach, 9,5k mit 770hm. Waldwege und
Trails
Hhhhaaaa Brandenkopf… Auf dieser geilen Strecke haben bereits
die DM, EM und WM stattgefunden. Trotzdem stirb der Event aus… Ich finde es
traurig und werde versuchen zu erklären warum.
Der Lauf hätte nicht stattfinden müssen aber da Schauinsland
abgesagt wurde, fand er als Ersatzveranstaltung statt und wir durften auf dem
Brandkopf laufen.
Start war um 10 Uhr am Storchenturm. Wunderschönes Wetter,
leicht frisch aber sonnig.
Es startet sehr schnell, ich lasse eine Menge Läufer vor…
Ich kenne die Strecke, ich kriege die bald wieder hin! Schnell durchs Dorf und
wir sind im Wald auf Trails… Serpentinen hoch, dann Waldwege… Es ist steil.
Mein Puls ist hoch, mein Tempo niedrig… Es wird flacher, es ist Zeit den
Schritt zu verlängern… Es ist auch Zeit zu erholen… Bis zur pervers steilen
Rampe! Laufen ist darauf nicht möglich… Die Steigung ist über 30%. Kurz aber
knackig… Oben muss man ganz schnell wieder auf ballern umstellen können. Und
zack raus von Wald. VP, muhende Kühe, Ausblick genießen und weiter… Wir sind wieder
im Wald… Steil und nicht so steil wechseln sich. Genauso wie die Landschaft,
wir sind öfter auf Wiesen und können auf den Mittenschwarzwald blicken. Genial!
2. VP, schnell vorbei und kurz durch die Wiese, querfeldein! Wieder Trail,
wieder Forstweg… Ich versuche meinen Puls hoch zu halten… Langsam geht die
Energie zu Ende… Letzte heftige Steigung auf Trail, wieder sehr steil, voll
steinig. Ich gehe… aber so schnell es geht! Ich setzte mich von den ersten
Frauen ab. So lang kann es nicht mehr sein… Oben geht es wieder runter… Die
Beine wollen nicht mehr laufen… ich zwinge mich… und dann geht es doch noch
einmal hoch… dieses Mal mit dem Zielbogen in Sichtweite! Vollgas! Ich überquere
die Linie, voll begeistert von dem Rennen und meiner Leistung. Tolle Zielverpflegung:
Bananen, Riegel, Trockenobst, Nüsse, Tee und Wasser. Wir sind gut versorgt fürs
Runterlaufen.
Bei der Siegerehrung wird gesagt, dass das Rennen nicht mehr
stattfinden wird. Nicht genug Teilnehmer… Schade. Echt.
Fazit: Positiv: Ich habe mich in der Strecke verliebt. Wunderschöne und abweckslungsreiche Strecke.
Tolle Ausblicke unterwegs. Gute Zielverpflegung. Leckere Kuchen während der
Siegerehrung. Kurzweilige Siegerehrung.
Negativ: Findet nicht mehr statt… keine
Altersklassenwertung (schade und nicht so attraktiv für die älteren Herrschaften
und die jüngsten Teilnehmer), schlechte Markierung der Kilometerangaben.
Am Ende werde ich 2. AK der Serie. Wie letztes Jahr. Aber
mit viel mehr Höhen und Tiefen.
Ich finde es traurig, dass die Bergläufe aussterben. Die
Veranstalter meinen, es wäre wegen den Trailveranstaltungen, die den Markt
erobern. Ich finde beide ergänzen sich besser als sie sich ersetzen. Die
Bergläufe bringen mir sehr viel für die Ultras, physiologisch und mental.
Vielleicht sind die Teilnehmerzahlen so gering, weil die Schwarwald Bergläufe
so teuer sind? 20€ pro Rennen ist wirklich nicht günstig. In der Pfalz liegt
der Preis bei ca. 7€, und es gibt noch ganz viel Teilnehmer…Mit der Flatratemeldung kostet es dann 13,33€ pro Lauf. Schon viel besser für was angeboten ist. Was denkt ihr, warum den Schwarzwaldbergläufen die
Teilnehmer ausgehen?
Ich jedenfalls freue mich auf 2018, nochmal die Lunge
richtig schön brennen lassen.