Dienstag, 19. Mai 2015

Transylvania 100



Laufen wir mal anders… Da der 2. der erste Verlierer ist, was ist dann der 3.?



Letztes Jahr war die erste Austragung des Transylvania. Ich fand es ganz interessant in Osteuropa zu laufen und deswegen stand schon der Lauf oben auf meiner TO DO Liste.

Donnerstag Abflug nach Rumänien

Mit Markus, Gela und Wolfgang fliegen wir zum ersten Mal nach Bukarest, von dort geht es mit dem gemieteten Auto weiter nach Bran, wo sich das Schloss von Dracula befindet. Nach 2h Fahrt nach Bran und weiteren 2h um die Pension zu finden (ich hätte es merken sollen, in Rumänien kann ich die Wege nicht finden!) kann ich um 3 Uhr für ein paar Stunden schlafen…

Freitag, ich bin erstmal platt von der Reiserei und versuche die Schlafstunden zurückzukriegen… Schwierig… Egal, wir gehen zusammen in die Stadt zum Essen und dort treffen wir Petru (mein Lieblingsfeind :-) ). Nach einer leckeren und gesunden Mahlzeit (danke an Petru!) gehen wir zum Briefing.
 

Dank Markus und seinen zahlreichen Witze verläuft die Wartezeit schnell und bald während des Briefings erfahren wir, dass die Schneebedingungen extrem werden. Eis und Schnee werden ab 1750müNN auf uns warten. Wir müssen bis auf 2500!

Rumänische Pastaparty (heißt Gulasch!) und dann ins Bett. Erstaunlicherweise kann ich gut schlafen… Um 04 Uhr aufstehen, noch einmal das ganzes Zeug prüfen, Knie tapen, frühstücken, Abfahrt zum Start.

6 Uhr: Ein kleines Feld von ca. 200 Läufern fängt auf dem Gong von Dracula hin an zu rennen. Wie immer starten viele zu schnell… Ich bleibe in Blickkontakt mit der Spitze und fresse locker die ersten Kilometer. Mein Knie klemmt ein bisschen, aber es wird schon klappen.

Ab 1. VP fühle ich mich richtig gut, das Wetter ist ideal (kühl und leicht bewölkt), Ich kann die Beine laufen lassen. Alles Roger. Die Strecke ist soweit perfekt, technisch anspruchsvoll steil und verläuft auf kleinen Trails. Großes Lob an die Veranstalter die eine wunderbare Strecke sich ausgesucht haben! TOP!
 


Und laufe ich mit dem Top 5: USA, Polen, Deutschland, Spanien (sorry Baskenland) und Frankreich. Die Stimmung ist gut und wir sind zügig unterwegs… Bis VP2! Dann geht es das erste Mal in hochalpines Gebiet. Wir müssen den Omu, die Spitze von Bucegi-Gebirges, besteigen. Bis 2000m ist alles gut, der Wind ist zwar stark aber die Sichtweit ist ausreichend, über dieser Grenze geht es erst richtig los. Ich bleibe mit dem Spanier zusammen. Wir kämpfen mit der Markierung, die meiner Meinung nach für solche niedrige Sichtweite (unter 20m) nicht ausreichend ist. Wir sind in hochalpinem Gebiet. Ich bin zu Hause. Und wir verlaufen uns erstmal richtig. Nach 40min im Schnee bis zum Bauch und durch das Eis das mir die Schienbeine schlachtet finden wir zurück auf den Weg… Ich kämpfe mit meinen Finger, dass sie nicht abfrieren. So lange wie sie wehtun, sind sie noch am lebend… Die Bedingungen sind wie folgt: Temperatur deutlich unter 0°C, Wind über 150km/h und Sichtweite unter 10m! So hätte es aussehen müssen:


Aber so war es (und ab und zu noch viel schlimmer!).



Kaum am VP von Omu angekommen, will Txomin weiter… Ich gebe ihm Recht, es ist hier zu kalt zu bleiben, wir müssen fort. Die Helfer versuchen uns eine Richtung zu geben… Unverständlich wegen der Sichtweite. Wir laufen erstmal runter und treffen Petru und dem Ami die mit der Wegsuche zu kämpfen haben. Zum Glück, hat Txomin ein GPS und gibt uns die Richtung vor… RUNTER!

Da ich nicht klar im Kopf bin, lasse ich mich SOFORT auf dem Arsch fallen und rutsche Richtung No Man’s Land… Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung ob es vor mir Fels gibt oder nicht… Ich sehe nichts und so rasen wir zu 4. weiter… Das ist der schnellste Gang Bergab meines Lebens!

Bald sehen wir besser und können wieder laufen bis nach Busteni… Dort wurde die Markierung auch entfernt… SCHEISSE! Egal weiter… Wir trennen uns… ich verlaufe mich wieder… und wieder und wieder… Irgendwann habe ich keine Lust mehr. Es gibt 2 Möglichkeiten: Aufgeben oder weiterlaufen und dieses Rennen als Training nutzen… Ich denke an die Leute, die nicht laufen können, und erinnere mich an Réunion, das will ich nie wieder erleben. Ich werde weiter kämpfen. Ein Schritt für mich ein Schritt für die die an meiner Stelle sein möchte…


So hätte es auch sein können, wenn das Rennen 24h früher stattgefunden hätte


Mental gestärkt laufe weiter. Ich bin sicher ich werde keine Platzierung schaffen aber stärker rauskommen… Jetzt schneit es… ich bin nass und allein mitten im Nichts. Einige werden sagen wie schrecklich, ich fühle mich gut! So gut dass ich nicht aufpasse und verpasse eine Kreuzung und laufe flott weiter… Ich verliere dort 1h und viele Kräfte aber keinen Willen! Außerdem treffe ich einen Babywolf. In Rumänien bedeutet es Glück! So ist es: wegen der Stunde mit dem Wolf getanzt bin ich von der 3. Platz auf dem 7. gelandet… Kurz danach, um sicher zu sein, dass ich mein Glück finde rutsche ich und falle komplett in Kuhscheisse! Wenn mir  das nicht das ganze Glück der Welt bringt!!!

Endlich finde ich meinen Weg wieder und rase weiter zum vorletzten VP. Dort habe ich eigentlich schon die 100k geschafft… Die Strecke sollte 100k lang sein… Es bleiben noch 25k… Die netten Leute von VP warnen mich… es gibt keine Markierung ich werde mich sicher verlaufen! TOP! Freut mich sehr. Egal ich gehe weiter. Trotz dem harten Kampf um die Strecke zu finden, kann ich erstaunlicherweise noch gut laufen und nutze die Gelegenheit um Tempo zu machen! Bald bin ich am letzten VP. Ich kann es spüren, Bier und Pommes sind nah!

Ich gebe noch ordentlich Tempo auf einer Strecke, die meiner Meinung nach endlich mal gut markiert ist! Ich schaffe es, an der letzten Steigung noch den Petru zu überholen… das bedeutet Podest! Ein bisschen Adrenalin mehr und ich rase non-Stop zum Ziel… Markus ist da… Mit Bier und Pommes! Geil!

3. Platz ich bin begeistert. Markus erzählt mir, dass er seinen 1. Ultra (50k) innerhalb 10h10min geschafft hat. Chapeau! Gela und Wolfgang haben ebenfalls erfolgreich die Ziellinie erreicht! Perfekt 100% Erfolg. 
 


Es war ein Tag, der wie eine Achterbahn gelaufen ist. Viele Höhen und Tiefen, ich werde die ganze Nacht nacharbeiten wie alles war. Ich bin traurig, dass ich mich so viel verlaufen habe, ich hätte dieses Rennen vielleicht gewinnen können, aber ich bin glücklich, dass ich neue Gebirge und neue Natur entdecken durfte, dass ich die Motivation gefunden habe meine Schweinehund zu bekämpfen. Dafür bedanken ich mich bei allen, die mich unterstützt haben und auch bei allen an die ich während des Laufs gedacht habe. Es waren 20h in meiner Gedanken, 20h Qual und gleichzeitig 20h Genuss. Viele werden es nicht verstehen, aber kein Lauf hat mir so viel gebracht, ich bin jetzt nicht nur physisch sondern auch mental stärker geworden, und viel wichtiger ich weiß jetzt genau was ich will und werde dafür kämpfen, weil ich es kann!
 

Wir sehen uns natürlich auf dem Trail… aber nicht sofort ich brauche auch Erholung. Die letzte Wochen waren echt hart!

Beim Blog schreiben am Bukarests' Flughafen

Montag, 18. Mai 2015

Nachtwanderung + CityTrail + Trail + Blechen = Tolles Wochenende!



Es war wieder eines tolles ermüdendes Wochenende!


Freitag,
Direkt nach der Arbeit fahren wir mit einer Freundin zum Landau Running Company. Nach langer Verletzung, der Ziel ist einfach die richtige Laufschuhe für sie zu finden, um sie wieder ins Rennen zu bringen. Nach 2,5h lange und geduldige und hoffentlich erfolgreiche Beratung (Danke Christian 1000 Mal dafür) fahren wir Richtung Alberstweiler um eine „kleine“ Nachtwanderung zu machen. Bergauf ist es noch hell, bergab ist es dunkel aber so ruhig und so schön, dass ich nicht wirklich aufpasse und wir verlaufen uns. Irgendwann, nach ein paar ungewünschten Kilometern in den Weinbergen finden wir das Auto. Es war echt schön. Ich liebe es in der Stille der Nacht mich zu bewegen.

Samstagvormittag,
Wieder nach Landau (ich sollte wirklich in der Gegend umziehen!!!). Mit Mathieu und Thilo dieses Mal.
Landau Running Company organisiert mit Salomon ein City Trail durch die Stadt. Es ist zwar nicht besonders mein Ding aber ich will mich genauso einsehen was das ist.
   

Um 10 Uhr einer 20-köpfige Gruppe startet brav durch die Stadt… Brav sind wir mit Mathieu bis zum Park wo wir anfangen links und rechts wie jungen Rehs zu springen. Es macht echt Spaß! Nach 20min sind wir beide platt, 5 min erholen und es geht weiter… Nach 40min ist die Runde zu Ende. City Trail ist gut Trail ist besser! Und deswegen fahren wir noch (schon wieder) nach unserem Mekka: Orenfels.

Samstagnachmittag,
Mit Mathieu hatten wir entschieden unser Läufschen gemütlich zu machen und Thilo macht seinen eigenen Weg. So gemütlich sind wir nicht unterwegs aber wir nehmen uns wirklich Zeit um lustige Fotos zu machen, die Landschaft und die Wege (wenn es einige gibt), ohne die Fotomodell zu vergessen sind so schön, dass es wirklich top geeignet ist. Ich zeige Mathieu, wie ich eigentlich trainiere und er zeigt mir Merkmale der Pfalz (Sondernsteine, Opferschale, Iris’s Wall, neue Wege). Bald ist es schon leider zu Ende... für heute.








Sonntag
Damit das Wochenende wirklich 100% genossen wird, fahre ich Richtung Süd Schwarzwald. Seit Skyraces überall in Deutschland geblühten sind, hatte ich vor hier ein Skyrace auf zu machen. Und dafür bin ich gekommen. Das Wetter ist herrlich und damit kann sogar ich schöne Bilder schießen.



Und so kurz nach 8 fängt mein Läufschen an. Ich versuche viel Bilder für einen Roadbook zu erstellen (ist noch in Bearbeitung, dauert ein bisschen). Und laufe erstmal hoch. Leider unsere Freunde, die die Wälder pflegen haben hier auch Ihr Massaker getan. Ein Teil der Strecke ist jetzt zwar noch laufbar aber nicht mehr so schön… Echt traurig. Ich laufe weiter und weiter hoch. Ich könnte mich nicht mehr daran erinnern, dass es so steil war… Auf jeden Fall lohnt es sich. Die Strecke ist von Bodenuntergrund sehr wechselhaft und von oben ist die Landschaft ein Traum. Ich treffe sogar zwei Gämsen unterwegs! Echt krass. 


















Nach 4 hin und zurück reicht es mir für heute. Ich bin müde von der Zahlreichen km (und Höhenmeter) in Mai und muss an Transylvania denken. Start ist am Samstag, aber es wird eine andere Geschichte. Wir sehen uns… Auf dem Trail natürlich. 



Montag, 4. Mai 2015

Pfälzer Weinsteig



Warum noch mal ein 100 Meilen direkt 3 Wochen nach dem JUNUT und mit einem Knie der immer noch schreit???




Es kann verrückt klingen (ist es auch), aber auf dem Rückfahrt von JUNUT nach kurze Gespräche mit Jörg und Paul, hatte ich entschieden den Pfälzer Weinsteig zu laufen. Rudi hatte es mir letztes Jahr empfohlen lange Wanderwege als Etappen zu laufen. Wenn man weißt wie stark er ist, kann es nicht so verkehrt sein.


Und so kam es zur Sache. Da es kein Hotel mehr gab, hatten unsere Chefin Iris und unser Chef Christian sich angeboten Unterkunft mich zu geben. Und da hinter einem Verrückten versteckt sich immer einem Franzosen hatte sich Mathieu als „Begleiter“ angeboten.

Und nach 2 Abends Planung, hatte sich Andreas als VP, Physio, Fahrer, Bäcker und viel viel mehr sich angeboten. Die Barbara sollte uns helfen unser Tempo am Start zu finden.

Am Samstag kurz nach 8 Uhr ging es los… Dafür bin ich schuld… Ich bin einfach immer spät dran!

Wir starten von Weintor Richtung Norden. Ich muss ehrlich sein, ich hätte lieber in einer Weinstube gesessen und ein paar Gläser runtergeschluckt als gestartet. Aber Mathieu war hoch motiviert und brachte mich im Sprung!




Nach einigen Metern machte sich meinem Knie (immer noch getapt und verletzt) bemerkbar. Er sagte zu mir: Bist Du verrückt, der Osteo hat gesagt 15k am Tag und nicht 160 in 2 Tage!!! Hast Du eine Macke??? Ja habe ich und bin stolz drauf und so ging es… Schritt pro Schritt, Kilometer pro Kilometer und natürlich Höhenmeter pro Höhenmeter… Die gute Laune der Truppe lies mich die schmerzen vergessen! Bald waren wir schon am k40 wo leider Barbara uns verließt… Tja jetzt waren wir zu Zweit und es war ein neuer Anfang. Anfang einer Abenteuer, die für immer Spuren lassen wird…


Trotz die Ermüdung und egal wie komisch es klingt, wir hatten mit Mathieu ohne Ende Spaß. Manchmal lachten so herrlich dass wir für ein paar Sekunden anhalten müssten um wieder Luft zu kriegen. Die Luft, in der Pfalz ist auch sehr angenehm und manchmal waren wir auch luftlos so schön war die Landschaft. Es sieht nicht so auf den Bilder aber es war echt traumhaft!


Und so verlief unser Tag, reibungslos und stimmungsvoll. Als wir Christians und Iris auf dem Trail wieder trafen, wussten wir, dass es fast zu Ende war! ZUM GLÜCK!

Eine tolle Dusche, geniale Pizza mit verdienten Bieren, erholsames Massage und dann dürfen wir tief schlaffen bis… 6 Uhr! Was für ein Wochenende!!!

Sonntag, SONN(en)tag… nur eine Name! Es regnet. Alles tut weh, wir zweifeln aber wir wollen uns es nicht verraten. Großes Frühstück und dann starten wir wieder los, direkt mit der größter Steigung. Erstaunlicherweise ist alles halb so schlimm, Christian gibt das Tempo, Iris spielt den Besenwagen…


Sobald dass wir wieder im Sprung sind verabschieden sich unsere Chefs, wir sind wieder nur zu zweit.
Um ehrlich zu sein, sind wir beide sehr unsicher, ob wir es schaffen können. Es ist hart sehr hart, wir haben beide unsere Tiefpunkte. Aber keiner will es verraten. Zum Glück sind wir zusammen, ein zieht immer der nächste. 



Kurz vor Bad Dürkheim, letzte VP, kriege ich einen fetten Tritt im Arsch. Physisch bin ich am Ende, mental schaffe es plötzlich mich das Ziel vorzustellen. Ich schaffe es Mathieu zu überholen und verspreche ihn, dass wir es schaffen werden. Woher weiß ich es? Es kam von ganz tief in mir. Und dann sind wir wieder beide fit, wir RENNEN über 10k hoch und runter (ganz) schnell. Unsterblich. Wir treffen ein letztes Mal Andy und renne zu unserem eigenen Sieg. Unser Sieg auf unserem Schweinhund! Die letzte Steigung ist steil, hart aber mental sind wir stärker als je zuvor. Keine Schmerz mehr… In dem letzten km meine Kräfte geben nach und Mathieu zieht mich nach vorne immer weiter, immer schneller immer näher zu einander. Und so erreichen wir Endlich Neuleiningen, nach einer letzten Steigung überqueren wir die imaginäre Ziellinie. Hand in Hand wie Bruder.


Diese 100 Meilen sind mir anders als meine 2 andere gelaufen. Es war kein Wettkampf für die Platzierung, es gab nichts zu gewinnen und trotzdem komme ich stolzer und stärker als je zuvor.


Ich wurde in der Vergangenheit öfter als Teamunfähig bezeichnet. Heute kann ich es laut sagen, wer hat tief in sich gesucht um mit einem Freund zusammen seine Träume wahr zu bekommen. Wer hat über seine Grenze gekämpft um etwas gemeinsam zu erreichen. Trail und besonders Ultratrail haben mir nicht nur Geduld sondern auch Teamfähigkeit gebracht. Mathieu ich habe unterwegs fast so oft gehört dass ich stärker als Du bin als ich „con“ bin, aber ohne Dich hätte ich die Stecke nie in Leben geschafft. Danke und noch mal Glückwunsch! Du bist viel stärker als Du Dich vorstellen kannst. Was wir erlebt haben nenne ich Teambildung und dafür bin ich Christian sehr dankbar, dass er mich in dem LRC mitgenommen hat. Ihr seid alle eine tolle Familie! Und auch spezialles Dank an meinem Physio Herr Schmidt, der in meinem Knie vertrauen hatte.


Ich hoffe wir sehen bald wieder und natürlich auf dem Trail!