Montag, 29. Oktober 2018

UT4M - die Rückkehr


UT4M Challenge, 4 Trailmarathons innerhalb 4 Tagen.

Keine Lust, alles zu lesen? Hier ist das Video ;-) 

Letztes Jahr nahm ich bereits an der UT4M Challenge teil. Ich ging bereits überlastet an den Start. Anfangs war ich überwältigt von der Schönheit der Strecke und den Emotionen der Läufergemeinschaft bei diesem Etappenrennen, aber körperlich wurden die Überlastungserscheinungen von Tag zu Tag unerträglicher sodass ich am Ende nichts mehr genießen konnte. Ich kämpfte nur noch gegen den Schmerz und die Ziellinie war so gesehen eine Erlösung!

Dieses Jahr war es mein vorrangiges Ziel, dass alles besser läuft. Ich wollte das Rennen ohne ätzende Schmerzen erleben und es als Trainingsblock für die Infernale nutzen!

Wir übernachteten wie letztes Jahr in der Gite Néron in Grenoble (sehr zu empfehlen!). Am Dienstag vor dem Rennen, lief ich meinen letzten Berg mit François vom Team Petzl. Wir erklommen den Néron. Cooles Skyrace!






Startnummernausgabe am Mittwoch und am Donnerstag ging es los, mit Start im Vorort Seyssin (Grenoble), bequem mit Bus oder Tram zu erreichen.




In den letzten Jahren war das Rennen von der Innenstadt Grenoble aus gestartet worden, dieses Jahr war der Start nach Seyssins verlegt worden. Vorteil: Weniger Stadtquerungen und –sperrungen, weniger Asphalt, wir sind viel schneller in den Bergen!


Ich hatte beschlossen Tag 1 wieder mit ANNA zu laufen. Ihr Tempo bergab ist ein bisschen langsamer als meins und von daher würde ich nicht Gefahr laufen, mich sofort am ersten Tag abzuschießen!
Wir starteten zügig Richtung dem Bergmassif Vercors. Die Strecke ist anfangs größtenteils breit, wodurch Stau vermieden wird und jeder sein Tempo finden und sich in die Läuferraupe einsortieren kann. Unterwegs sind die UT4M Challenge Läufer (ca. 500 Starter), UT4M Vercors Läufer (ca. 300 Starter) und seit diesem Jahr noch die UT4M 20 Vercors Läufer (Ca. 200 Starter)…

Bild: Nacho Grez
Wir laufen ziemlich weit vorne und kommen schnell zum ersten VP. Wie immer gibt es hier alles! Gemüse, (Trocken-)Obst, Snacks wie Nüsse und Kekse, Riegel, Wurst, Wasser, Saft, Sprudel, Iso, Cola… Der VP ist riesig und wir kommen schnell zurecht und laufen weiter in Richtung der ersten Spitze: Moucherotte. Laufen?!? gehen! Es ist sehr steil aber diese Passage geht schnell vorbei. Der Weg runter ist einfach und ermöglicht uns die Beine zu lockern. Es geht runter zum VP 2. Der VP ist dieses Jahr das Ziel für die 20k. Die ersten Frauen des UT4M20 sind gerade im Ziel und es gibt schon Chaos… Eine Verpflegung die Zielverpflegung und Zwischenverpflegung zugleich ist, das funktioniert nicht. Wir kommen kaum an die Wasserflaschen heran… Ich will Anna helfen die Flask zu füllen. Sprudelwasser ist das erste was ich finde. Sprudelwasser ist nicht ihr Favorit, das weiß ich eigentlich, egal, zack, Sprudelwasser rein. Schnell weg und wieder hoch. Der Blick von Pic Saint Michel ist ein Traum, wir können unsere ganze Strecke sehen. Die Läufer sind gut drauf und quatschen auch gerne, es wird etwas eng auf dem schmalen Pfad… Der kommende Downhill ist sehr lang (1600hm am Stück!) aber unkompliziert, wir lassen uns bis zum VP rollen. Alles hat sich wieder entzerrt, wir sind wieder fast allein unterwegs und das ist gut so.

Bild Georges Martinez Valentin
VP3: Kurz trinken und hoch zum letzten Berg. Dieses Mal keine Schwierigkeit, weder hoch noch runter. Gewitter soll im Anmarsch sein, wir sputen uns. Wir sind in Vif! 50min schneller als 2017!!! Dafür erreicht ANNA den 3. Platz!!! Großartige Teamarbeit! Merken: kein Sprudelwasser mehr in die Flaschen von meinem „Stillen Wasser“, sonst wird s kurz laut, sprudelt und kocht über =D aber dann ist alles wieder gut J
Die Zielverpflegung ist erstklassig: wie unterwegs gibt es Nudeln mit Boulognese und Ravioli! Duschen sind vorhanden und Busse bringen die Läufer direkt Richtung Zentrum. Alles top organisiert!

Wie im letzten Jahr gehe ich zu den Wettkampf-Physios. Ich fühle mich dieses Jahr gut und habe kein Bedarf. Nichtsdestotrotz besteht im Zentrum die Möglichkeit nach Physio, Cryo und Life+.



 Essen, schlafen und weiter geht’s, zurück nach Vif für den Start in Tag 2.

Heute bin ich allein, Anna sitzt an der Masterarbeit. Heute wird es lang. Der Start ist daher schon um 7 Uhr. Die zusätzliche Steigung werden auch Kraft erfordern… ohne die Bergabpassagen zu vergessen! Zwei VPs warten auf mich.

Aber ich fühle mich gut. Am Start gibt es bereits Verpflegung. Ich brauche heut keinen Kaffee, aber wer Bock auf Kaffee hat, bekommt Kaffee. Das finde ich cool.
Um 7 Uhr geht es los… Die Berge sind in den Wolken. Es ist frisch.
Die Strecke wird sehr schnell sehr eng… was zu Stau führt… Nicht für mich, aber hinten klemmt es ein bisschen…
Naja ab k2,5 ist die Strecke für längere Zeit breit genug, so dass das Feld sich gut auseinander ziehen kann. Erste Spitze erreicht, ist es bitter kalt und feucht… Ich laufe schnell runter… naja ich denke ich laufe schnell bis eine RAKETE vorbei rast… krasser Typ! Ich nutze die paar Steine die auf dem Weg auf mich warten um mich das Fußgelenk zu verdrehen… AUAAAA… OK jetzt bin ich wach, ich humpele aber ich bin wach…
1. VP, kein Stress… Weiter und bäm, ich verlaufe mich… Zusammen mit 4 anderen. Wir passen nicht wirklich auf und folgen der Markierung einer anderen Strecke… Shit happens, selbst schuld… Die Strecke vom UT4M ist wirklich perfekt markiert und sehr eindeutig, wir waren einfach unaufmerksam!
Es geht ein bisschen hoch, ich hole die Rakete von vorhin ein… Krasser Typ. Bergauf ist es nicht schnell… Bergab kann er… Wäre er so stark rauf wie runter, hätte selbst Kilian Konkurenz!!!
Unser Weg führt uns nach la Morte… VP 2. Ich laufe mit Benoit aus Caen! Am VP trennen wir uns. Easy Baby!
Bild Laurent Dubois
Ohne Stöcke (ach ja das ist mein Challenge dieses Jahr: die 4 Tage (mit 11600hm) ohne Stöcke zu überleben) gebe ich Tempo nach oben… Eigentlich gar nicht so schlecht ohne die Dinger…Ab 2300 sind wir über den Wolken. Toller Blick. Aber zu kalt zum posen! Ich laufe runter… Dieses Bergab ist für mich das schwerste der Strecke: Fels, Geröll, in einer Rinne, Matsch, steil… Ich bin vorsichtig… Fühle mich aber sehr gut und wohl. Und schon kommt die letzte Steigung. Wieder im Nebel. Echt Schade, denn letztes Jahr hatten wir von dort aus den schönsten Blick! Die Ecrin für uns allein!
Dieses Jahr ist alles grau.
Ein bisschen joggen, und schon runter nach Rioupéroux. 1700hm am Stück. Es ist steil, ist aber dafür schnell vorbei. In Rioupéroux ist die Ziel-VP wieder TOP.
Zurück nach Hause, essen, schlafen und Anna fährt uns wieder nach Rioupéroux


Eine 3k Runde durchs Dorf zum Start, um das Feld auseinander zu ziehen. Dann laufen direkt ein Vertical hoch. 2,4k mit 1000hm. Alles gut, kein Stau, nur ein paar Leute überholen, die sich verschätzt haben… Warum müssen einige immer in der ersten Reihe starten, wenn die wissen, sie können das Tempo sowieso nicht halten!!! Entschuldigt sind natürlich die Helden vom Extrem (diejenigen, die die 4 Streckenabschnitte am Stück laufen!! 169km mit 11.000Hm!). Aber ich muss auch ehrlich sein, sie machen uns immer Platz und lassen uns durch! Was für Helden!!!
1. VP l’Arselle, wie bei der Echappée Belle! Nur es ist heute verdammt kalt hier. Ich muss die Windjacke anziehen! Echt so kalt ist es hier ;-)

Bild Andy Bryant
Wir springen von Stein zu Stein weiter bis wir die 100k Läufer treffen…
Alles gut, ich habe den Blinker an und weiter… Bis VP Chamrousse… C’est un joyeux bordel! Wir sind mitten unter den Genussläufern von der 100km-Strecke… Ich habe nicht gegen die Genussläufern aber die VP ist viel zu klein für uns alle. Besonders wenn die 40k Läufern versuchen sich so schnell wie möglich zu verpflegen und die 100k hier gemütlich ihr Frühstück einnehmen. Ich laufe schnell weiter… in den Nebel! Belledonne ist so schön und nur leider gibt es heute nichts zu sehen! Bis La Praz ist es wirklich schwierig sein eigenes Tempo zu laufen. Danach geht es viel besser… Die Steigung zu Grand Colon lässt sich gemütlich hochgehen Steil, steinig, schön: Belledonne!




Jetzt erwartet uns ein ewig langer Downhill… Ich genieße das Bergab und lasse die Füße gemütlich runter rollen. Kein Stress, ich habe Zeit!!! Bisher war es echt schön… und jetzt wird es hässlich: 6-7km quer durch Tal… Wohngebiet, Industriegebiet… schade… Augen zu, Hirn aus und weiter. Ziel erreicht! Im Vergleich zum Vorjahr fühle ich mich dieses Jahr topfit. Das ist mega! Kein Schmerz, keine Zweifel. Morgen wird alles gut!

Meine perfekte Partnerin ist wieder dabei! Und wir dürfen miteinander starten. Es ist schön!
Meine Beine sind langsam schwer aber heute wird es klappen. Wir starten gemütlich und beschleunigen ein bisschen bergauf. Alles geht ist top. Wir quatschen viel mit den Mitstreitern, gratulieren den Helden des Extrem die bereits 2 Nächte hinter sich haben. Am ersten VP ist Marie-Laure für uns da. Sie hatte uns letztes Jahr unterstützt und wir freuen uns riesig über das Wiedersehen! Bisous bisous, verpflegen und kurz quatschen! Traditionelle gibt es hier Chartreuse zu trinken… Das Kamerateam von Alabama ist auch da! Wir etwas durchgefroren aber gut drauf! ich genieße ein Schluck des Kräuter-Zaubertranks!!! Jetzt bin ich bereit Chamechaude hochzuballern!!! Es ist bitterkalt aber ein wunderschöner blauer Himmel wartet auf uns! MEGA! Runter ist es dieses Jahr voll entspannt! Kaum rutschig, wir können uns runterrollen lassen…

Bild Bernadette Gaigé
VP 2: Sappey ist erreicht. Wie immer toll eingerichtet… nur die 5 Sanitäten schlafen tief… Anna hat sich ein Finger aufgemacht… die brauchen 10min zum Desinfektieren und um eine Bandage zu machen… OA! Was für ein Akt!!! Zum Glück spielen wir heute nicht um die Platzierung!!!
Noch eine letzte Steigung… Warum habe ich keine Stöcke!!!! Ach ja darum! Fort Saint Eynar: Kussi Kussi Bilder schießen und runter!!!!!!
Bild Yves Gaigé

 Links rechts, rechts links die Beine sind wieder frisch, ich laufe mein Tempo… es macht Spaß!!! VP 3. Wieder essen und trinken (habe ich nicht gerade gegessen???) und wieder hoch… ok es ist nicht steil aber lang… Anna will sich für Ihre Echappée Belle in 6 Tagen schonen und geht hoch… OK warum nicht! Ich will sowieso keine Platzierung! Endlich oben und letztes Downhill… Letztes Jahr bin ich hier gestorben vor Schmerz, ich hätte weinen können…. Dieses Jahr einfach Banane: Ein Lächeln von Ohr zu Ohr, es macht Spaß! Schneller, schneller… ich überhole und warte kurz auf Anna und überhole nochmal und warte wieder kurz :-) bald sind wir unten: Kleine Ehrenrunde durch Grenoble (nicht schlecht!) und fertig!!! Wir sind Finisher!!!

Bild Yves Gaigé
Essen (schon, wieder!!!) und dann trinken… viel es ist warm!!!
Siegerehrung: Anna ist trotz allem 2.AK!!! Wie macht sie das??? Ich denke Ihr Trainer ist einfach zu gut!!!



Nach Hause und… FEIERN!!! Tja verdient! Wir haben es geschafft! und schmerzfrei :-p

Termin für 2019: 04. bis 07.07.18! Also perfekte Vorbereitung für die lange Ultras Ende August!

Next Step: Belledonne

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