Freitag, 15. Juli 2016

Juni - Juli: Fast wie Sommerzeit!


Ruhewoche, Zeit die letzten 6 Wochen (ja so viel Zeit ist schon wieder vergangen) revue passieren zu lassen, sechs Wochen fünf Stationen.

Nach dem Maxi-Race in Annecy (letzte Blog-Aktualisierung) kamen Hochblauen, ein Berglauf im Schwarzwald, Grand Ballon, ein Lauf der wolrd mountain runnning championchips, eine Woche in Chamonix, der Shoeworkertrail in Hauenstein in der Pfalz und schließlich der X-Alpine in Verbier… Damit ist das zweite große Rennen in der Vorbereitung auf Echappée-belle im Kasten. Keine echte Ruhe…



Der Reihen nach.
Hochblauen, 10,5k mit 905hm, das klingt zunächst vielleicht nicht viel, war aber heftiger als erwartet. Eine Woche nach Annecy hatte ich noch nicht erholt, ich hatte den Eindruck ich komme nicht auf Hochtouren. Kein Speed, keine Kraft, ich konnte trotzdem als 3. Meiner AK finishen. Bei Anna war es genauso, platt von Anfang an, finishte sie 3. AK.





Grand Ballon, zwei Strecken: für die Frauen 9k mit 822hm und für die Männer 13,2k mit 1231hm. Das Wetter war ähnlich mies: Regen, Nebel! Toll!
500m nach dem Start musste ich schon die erste Pause einlegen, mein Kreislauf war im Eimer, ich habe viel zu viel trainiert, nicht erholt, mein Körper streikte! Ich versuchte langsam zu gehen und ließ mich ordentlich überholen. Ab Kilometer 2,5 versuchte ich wieder zu folgen… Erfolgreich, die Mitläufer sind inzwischen so langsam, dass es passt… Ich folge das Tempo 1,5k lang und versuche dann endlich aufs Gas zu drücken, es funktioniert, endlich fühle ich mich freier. Ich fange an zu überholen, ich gehöre zu den letzten… 

 
Mir geht es immer besser und das Wetter wird immer schlechter… Es regnet, die Sichtweite sinkt…
Irgendwann bin ich an der Spitze, noch 500m runter, Vollgas, die Beine fliegen, Anna ist am Ziel… unter Regen… ich erreiche die Ziellinie. Enttäuscht von meinem Ergebnis (51. Platz), glücklich, dass ich bis zum Ziel gekämpft habe. Es kostet Anna trotzdem noch Überzeugungskraft, mich davon abzuhalten nicht runterzulaufen. Das Wetter ist wirklich grausam, wir nehmen dieses Mal den Bus…

Und dann kam das, was eigentlich ein Highlight der Saison werden sollte: die Trainingswoche in Chamonix… Und es wurde eine dunklere Zeit…
Erstens sind wir beide sehr müde, darüber hinaus ist das Wetter ekelhaft, und…
Tag 1: Wir erkunden die Strecke des VK, 1000hm innerhalb 4k, soweit so gut, es ist schwer aber es geht, wir gehen mit mäßigem Tempo. Wir wollen zum Brevent hoch aber die Schneegrenze liegt bei 2100üNN Brévent ist über 2500. Für Anna ist das eine neue Welt… Nach einigen hundert Metern kehren wir um. Darüber hinaus schneit es dort… Toll!
Wir passen uns an und laufen unter Dauerregen bis La Flégère, um von dort Richtung Lac Blanc zu laufen. So weit so gut. Bis la Flégère macht den Weg noch Spaß, danach sind wir wieder in Schneefeldern, Wind, Schneeregen, Kälte… Irgendwann entscheiden wir nicht zum Lac zu gehen sondern direkt Richtung Tete aux Vents… Natürlich liegt den Weg unter Schnee und wir verlaufen uns ordentlich… Wir klettern den Berg quer die Böschung hinunter, weiter unten ist ein Weg zu sehen, es dauert „Stunden“ (immer noch unter Dauerregen und Schnee…). Wir laufen abgefroren in die Wohnung.

Tag 2: Unser Abenteuer von gestern hat den Knöcheln von Anna nicht gefallen. Sie kann nicht mehr gehen, Treppen sind eine Tortur. Diagnose von Physio: Überlastung! Toll, ihre Trainingswoche ist vorbei. Kein Laufen, wandern oder klettern. Nur schwimmen. Kein VK am Freitag. Die Stimmung ist im Keller.
Ab dem Tag werde ich statt 6-10h pro Tag nur noch 3-4h laufen… Sowieso mit dem Wetter gibt es nichts zu sehen. Ab Donnerstag, Tag 6, ist mein Rücken auch Out of Service. Ich kann also auch nicht mehr laufen… Das war’s…
Samstag ist sowieso Abreisetag… Das Wetter ist so schlecht, dass die 23k Strecke des Marathon du Mont-Blanc geändert wird…
Wir versuchen positiv zu denken, die Wohnung war toll, und nächstes Jahr wird das Wetter besser… Wir kommen wieder!

Eine Woche später, ist mein Rücken wieder i.O und die Füße von Anna sollten langsam geheilt sein… Während einer Familien Treffpunkt von LRC, probieren wir in Hauenstein zu laufen. Es ist eine kleine aber feine Veranstaltung. 2 Strecken, 5k und 10k. Ich entscheide mich für die 10, Anna für die 5.
Sie startet zuerst, rennt wie ein Tier, die Füße halten perfekt und sie finisht als Gesamtzweite (Männer und Frauen) und natürlich 1. Frau mit Streckenrekord! Sensationell!
Ich, naja, starte auch wie ein Tier, platze in der 1. Steigung, kämpfe weiter beim Gehen, versuche bergab neues Leben zu erwischen und schaffe ab k4 loszustarten. Bäääämmmm! Es funktioniert, Raserei ohne Ende und der letzte Bergab so schnell wie noch nie.
Ich werde 11. insgesamt. Bin enttäuscht. Ich muss wirklich erholen. Darüber hinaus habe ich bergab so stark gepusht, dass mein Knie schmerzt. Schlechtes Zeichnen…
 


Und eine Woche später: Trail Verbier Saint Bernard. Mein erstes Hightlight der Saison. 111k mit 8400hm fordern maximale Leistung. Ich mache mir aber keinen Kopf, gewinnen kann ich dort eh nicht. 

Wir reisen am Donnerstag an und erkunden kurz den letzten Downhill… Nicht einfach und mein Knie schmerzt. Es ist zwar besser aber noch nicht beruhigend.
Freitag treffen wir Mikael und gehen zusammen die Startunterlagen holen. Mikael ist ein alter Freund von meiner Raidlight Zeit. Er ist schon die Strecke gelaufen und kam extra aus Schweden um sie nochmal zu bewältigen! Auf der Messe konnten wir uns den Film Free to Run anschauen. Spannend! Lohnt sich! Laufen war nicht immer ein Trend, viele haben dafür gekämpft.

Es geht früh ins Bett, denn morgen wird ein langer Tag!
Samstag, 2 Uhr: Aufstehen. Ich habe 4h geschlafen. Ich bin zufrieden.
Frühstücken, anziehen und los. Anna kommt mit zum Start.

Ca. 100 Läufer starten um 4 Uhr, die 400 andere sind schon um 01 Uhr gestartet…
Der Start ist dieses Mal nicht zu schnell. Ich genieße es und laufe mich warm. Am Ende des Dorfes versuche ich mein Lampe anzumachen… Tot! Ich probiere es nochmal und nochmal… Tot! SCHEIIIISSE!!!!!!!
Zum Glück gehört eine 2. Lampe zur Pflichtausrüstung… Die ist leider sehr schwach… OK ich werde das Rennen mit der Notfalllampe nicht finishen können aber ich kann immer noch probieren so weit wie möglich zu kommen. Mein Knie ist sowieso nicht fit genug für die 8400hm…


Erster Downhill: ich komme nicht wirklich vorwärts, da ich nicht so gut sehe…

Erste Verpflegung, bald geht die Sonne hoch, ich werde keine Lampe mehr brauchen… Langsam wachen die Berge auf. Es ist wunderschön. Genau deswegen mache ich sowas. Es ist so ein schönes Gefühl, ich vergesse alles und genieße die Landschaft, den Geruch, die ersten Strahlen der Sonne. So soll es sein. Die Stimmung ist perfekt. Weiter höher irgendwann bin ich auf dem Catogne. Ein wunderschöner Berg am Fuß des Mont Blanc Massiv. Der Blick ist unverbesserlich… Genauso wie der Downhill danach. Laufen ist was anders, es ist Bergsteigen, aber es macht Spaß ohne Ende. Ich rolle gemütlich runter bis Champex, kurze Verpflegung ich will schnell wieder hoch, schnell wieder dahin wo es so schön ist, schnell wieder in die Natur!



 Schnell ist was anderes, es ist steil, es ist technisch aber das Wetter ist ein Traum. Schneller als erwartet bin ich oben bei über 2800üNN. 



Und darf runter durch Schnee laufen. Ich werde zahlreiche Male stolpern… aber heil unten ankommen. Hier ist es warm. Sehr warm. Zu warm, 32°C! In la Fouly ist mir echt übel, ich denke ich muss mich übergeben und dann aufgeben, dafür gehe ich ein bisschen weiter weg… Doch die Übelkeit geht weg und ich gehe weiter, ich bin wieder in Kommunion mit der Natur. Ich nutze jeden Bach um zu trinken und um mich abzukühlen. Ich komme gut hoch. Trotzdem die Lust runterzulaufen ist immer da. In La Fenêtre, ein Pass, will ich das Tuch hinschmeißen… ich darf es hier nicht, ich muss bis zur nächsten Verpflegung… OK. 30min später vergesse ich dass ich nicht mehr kann und renne weiter, immer weiter. Mir geht es gut, ich bin komplett schmerzfrei. Ich habe nur Hunger! Und übrigens ich habe sowieso keine Lampe… also bis Bourg Saint Pierre kann ich mich Zeit lassen. Ohne Lampe ist es meine Endstation…

In Bourg Saint Pierre, treffe ich Jérôme Lucas, ein extrem starker Läufer (z.I. er ist letztes Jahr Zweiter bei der Ronda dels Cims geworden!!!). Wegen eines Sturzes beim Triathlon die Woche davor, hat er Probleme zu atmen, er muss stoppen. Ich nutze die Gelegenheit und frage nach seiner Lampe. Kein Problem, und viel Spaß sagt er mir!!! Danke 1000 Mal Jérôme!!!
Ich bin gerettet und darf weiter. Ich bin frei, kein Problem mehr. Ein ewig langer Weg bringt mich zu Les Milles, VP. Ich erfahre, dass Anna gefinisht hat. Glückwunsch Schatz 29k mit 2500hm es war auch eine harte Nummer! 
Ich bin weiter motiviert. Ich will auch Finisher sein. Ich rase runter bis Lourtier. Und weiter nach La Chaux. 2,5k mit 1000hm. Eine Wand! Nach 100k tut das ordentlich weh! Aber ich habe noch Saft in der Beine. In La Chaux Expressverpflegung und runter. Mein Schatz wartet auf mich. Ich vermisse sie. Ich bin so begeistert, dass ich stürze. Zum ersten Mal hier. Lustig… Mehr Schreck als Schmerz, ich renne weiter runter. Nur mein Po ist braun…

Ich pushe so viel ich kann und 1k vor Ziel ist die Anna da. Sie wartet damit wir gemeinsam die Ziellinie durchlaufen dürfen. Geschafft. 111k, 8400hm innerhalb 21h36min 15.Platz!
Was für ein Rennen. Ich habe nie daran geglaubt. Aber es hat geklappt. Ich konnte es schaffen und mein Knie, schmerzfrei! Wer hätte das gedacht.
X-Alpine ist eine wunderschöne und anspruchsvolle Strecke. Die Orga ist wirklich Top und die Verpflegung sehr gut. Es ist wirklich empfehlenswert aber nur für erfahrene Läufer!

Und jetzt 2 Wochen Pause. Endlich. Ich brauchte die. Es tut gut. Ich bin sowieso platt aber freue mich auf die nächsten Herausforderungen.Ich freue mich wieder mit LRC zu laufen!

Wir sehen uns, auf dem Trail natürlich