Vier Wochen nach der Niederlage in Andorra, wollte
ich mir nachweisen, dass ich trotz meiner
Trainings- und Ernährungsumstellung
in der Lage war 100k in den Bergen zu laufen.
Mit diesen Gedanken sind wir mit Gela am Sonntag
Richtung Ruhpolding für den Chiemgauer 100 gefahren.
Ab Montag ging es los mit der Erkundung von Egg
nach Egg über Hochfelln, Eschelmoos, Kohlstatt (und seine scheiß Wiese!), Maria
Eck. Ich bin noch nicht fit. Ich denke mein Körper ist von Andorra und der
folgenden harten Trainingswochen weit von regeneriert. Nichtsdestotrotz kann
ich die Landschaft genießen und stelle fest, dass ich eigentlich schon mal in Maria Eck
geschlafen hatte… Es ist fast ein Jahre her, vor dem TAR. Die Welt ist wirklich
klein.
Am Dienstag will ich den 2. Berg sehen: Hörndlwand.
Start von der Wohnung in Ruhpolding über Unterberg. Die Strecke ist echt nett
viele Trails, keine große Steigung alles laufbar. Ich habe echt Spaß dabei…
Könnte es sein, dass ich in solchen Bergen noch laufen kann? Die Hoffnung
steigt!
Um diese kleine Erfolg zu feiern fahren wir zum
Windbeutelgräfin um einen Lohengrin zu essen!!! Zum Glück bin ich komplett
nüchtern gelaufen!!!
Mittwoch, da Anna gegen Mittag ankommt, entscheide
ich mich für eine kurze Runde und zwar die von der Wohnung bis zum Kaiteralm
und zurück über den steilen Abschnitt… Es macht echt Spaß! Ich bin sehr zügig unterwegs, springe hin und her. So soll es sein. Beine sind da, Cardio spielt mit! Es
tut gut sich wieder fit zu fühlen!!!
Darüber hinaus ist jetzt Anna da, alles wird gut!!!
Donnerstag, Anna möchte entdecken wie meine Wege und
meine Berge sind, dann also noch Mal hoch zur Hörndlwand!
Es macht echt Spaß mit ihr diese
Wege zu teilen und ein paar Tipps zu geben. Leider sieht das Wetter nicht so gut
aus und wir können die atemraubende Landschaft nur zwischen die Wolken ahnen.
Nächstes Mal wird es besser!
Zurück zum Wohnung um die letzte echte Nacht zu
genießen.
Freitag: Ankunft von Markus, jetzt ist die Wohnung
voll! Gela bereitet sich vor. Sie soll um 14 Uhr die 100 Meilen starten. Das wird
für sie ein großes Abenteuer!
Wir begleiten sie zum Start und können mit vielen
Bekannten plaudern. Genau deswegen mag ich diese kleineren Veranstaltungen. Man
kennt sich und die Stimmung ist immer entspannt.
Um 1400 starten die erste. Ciao Gela wir sehen uns
morgen!
Kurz vor der Briefing gehen wir mit Markus zum
Kryotherapie. Dafür nutzen wir den Fluss. Es ist archkalt! Es sticht wie Messer!
Danke Anna für die tolle Idee. Nach 5 Mal 30 Sekunden, höre ich auf. Genug
Quälerei!
Nach dem Briefing, schnell ins Bett, da ich um 03
Uhr aufstehen muss!!! An dem Moment hasse ich diese 5 Uhr morgens Start.
Samstag 03 Uhr… Aufstehen. Ich habe schlecht
geschlafen, ich bin gestresst. Ich habe Angst, Was wäre wenn ich nicht mehr in den
Bergen laufen kann. Was wäre wenn mein Training nicht wirksam ist… Einfach zu
viele Fragen!
Um 5 stehe ich vor der Startlinie. Ich weiß, dass
Gela aufhören wird. In der Dämmerung ist der Start gegeben… Ich laufe los. Sehr
schnell trennen sich 3 Läufer vorne geführt von Alois, der Gewinner von 2014.
Wir sind zu Viert. Das Tempo ist schnell aber eigentlich ganz i.O. Nach ca.
eine Stunde sind wir am Alpine Steig. Es soll gefährlich und beeindruckend
sein… Ich will nicht hochnäsig sein aber es ist ein Kinderspiel! Egal. Mein Po
tut mir trotzdem weh. Weiter!
Nach 2h20 ist die erste Schleife und damit sind die
erste 26k erledigt. Anna hat meine Verpflegung vorbereitet. Wie für die Profis,
damit gewinne ich ordentlich Zeit beim Umziehen und Flasche auffüllen. Perfekt!
Die Strecke geht jetzt weiter zum Hörndlwand, es
wird steiler und technischer. Ich fühle mich wohler. Ab Brander Alm erfahre ich dass
2 von dem Spitzenläufer ausgestiegen sind und den 3. hole ich gerade ein. Von
unser 4-köpfigen Gruppe ist einer auch raus… Es motiviert mich weiter. Ich bin zwar
hier nicht wegen der Platzierung aber wenn ich eine erreichen sollte hätte ich nichts
dagegen! Nach eine angenehme Bergauf spiele ich Bergab zu Röthelmoos. Die
Gefühle sind heute ganz anders als vor 4 Wochen. Es macht echt Spaß, ich weiß
was ich zu tun habe. Echt klasse! Nur die Waden rebellieren aber egal.
Weiter!!!
In Röthelmoos schließt sich dem Dominic aus
Österreich an. 4 Personen 3 Plätze auf dem Podest… Der Kampf fängt an! Ein Kopf
muss rollen. Mein wird es nicht!!! Das Tempo erhöht sich deutlich, es wird
nicht mehr gesprochen. Ich bin aktuell der 3. Marcel führt, Dominic folgt 5min
hinten und ich liege 5min hinter her. Gregor ist nicht mehr in Sicht aber auch
nicht weit hinten…
Ich wünsche mir die 2 erste schießen sich ab. So
kann ich einfach vorbei laufen… Es ist gerade sehr warm… nichts ist unmöglich. Am
Maria Eck ist der Dominic noch in Sichtweite…
K75 VP Egg. Anna ist wieder da und alles ist wieder
top vorbereitet. Sie sagt die 2 erste wären immer noch top fit. Tom Wagner, erster
der 100 Meilen auch. Ich entscheide mich für die Defensive. Das ist jetzt stark
bedeckt, es heißt die Wärme wird niemand mehr rausholen. Die letzte Steigung,
der letzte Berg steht vor mir. Ich bin zuversichtlich. Ich werde es schaffen.
Nach 30min habe ich fast die Hälfte hinter mir. Es
fängt an zu regnen. 10min später hagelt es, die Spitze ist im Nebel. Es wird
hart. Sehr hart, aber mental bin ich heute stark, ich will die Ziellinie sehen.
Ich werde es schaffen! Oben ExpressVP, Jacke anziehen und schnell runter… die
Wege sind nur noch Flüsse alles rutscht, der Wind schlägt mir den Regen ins
Gesicht. Ein falscher Tritt und alles wäre für die Katz…
Es donnert. Jetzt habe ich Schiss. Die Lage ist
gefährlich, ich fange an zu rasen, die Waden schmerzen, krampfen sich, ich bin
am Ende und habe trotzdem mehr als 15k zu laufen… Eschelmoos VP. Kurz sitzen 1 Gel 2
Cola 1 Wasser und weiter… Gewitter ist in unmittelbare Nähe, ich will weg von
hier. Was wird Anna denken, sie weißt bestimmt nicht wo ich bin und muss sich
Sorgen machen… Ich will sie beruhigen, sie umarmen… Ab jetzt wird nur noch
gelaufen… besser gesagt gerannt! Kurz vor Brand sehe ich Dominic, er ist
endlich mal langsamer, endlich platt. Ich laufe weiter vorbei! Ich spüre keinen
Schmerz mehr… Weiter schneller… Brand, Windbeutelgräfin, nur noch 2k, nur noch
1k ich habe den Eindruck ich spüre immer noch das Atmen von Dominic im Nacken…
Und dann die Erleichterung, Stadion ist da, Anna ist da… und Dominic weg! ich
laufe mit Anna zusammen über die Ziellinie. Alle sind da: Gi (Veranstalter),
Gela, Marcel, Markus, mit Pommes und Bier!!!
Ich habe es geschafft, ich kann noch laufen. Ich
bin glücklich. Andorra war einfach nicht mein Rennen, es ist so. Das liegt noch
über meine Grenze, aber mein aktuelles Training UND mentales Gleichgewicht sind
da und es funktioniert besser als je zuvor.
Dominic kommt 4 Minuten später! Die 3 Ersten sind
innerhalb von 15min angekommen. 15min für 12h Rennen. Das ist gar nichts! Es war
einfach ein top Rennen.
Jetzt wird getracht, geduscht und natürlich
massiert (mit Tom, Gewinner der 100 Meilen)!
Markus hatte leider nach seinem erfolgreichen
Ironman in Frankfurt kurz davor nicht mehr die Kraft, die Strecke
durchzuziehen. Schade, nächstes Mal vielleicht.
Am Abend feiern wir es wie es sein soll. Alles ist
einfach perfekt.
Sonntag, aufstehen, auslaufen… alles tut weh…
Solche Muskelkater habe ich nie gehabt… Ich spüre, dass ich mich gepuscht habe.
Aber es hat sich gelohnt.
Danach Siegerehrung, zusätzlich zu den Teilnehmern
und dem Veranstaltungsteam sind Rudi und Carmen da. Es freut mich sie wieder zu sehen.
Ich bekomme ein Pokal und was für ein! Es ist mein schönste Trophäe Echt Top.
Dieses Rennen ist in jedem Hinsicht ein Geheimtipp! Meine Meinung nach viel interessanter als der Lauf in Wettersteingebirge Ende Juni... Leider müssen wir bald zurück…
Heute ist alles vorbei, ich denke noch Mal darüber
nach. In 2015 hat sich bei mir viel geändert. Nicht nur was Laufen angeht
sondern auch Sport, Ernährung und besonders Privat. Halbzeit und ich bin
einfach glücklich. 2015 ist und wird ein schönes Jahr.
Ergebnisse an der Halbzeit:
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