Montag, 18. Juni 2018

Kein ZUT dafür Höllenberg Trail Trophy


Was für eine harte Woche….

Während ich einige km und Höhenmeter hinlegte, war Anna in Zürich fleißig, sie absolvierte das zweite Modul als Biokinematiktrainerin! Hier ihr Statement:

Zurück von 3 Tagen #Switzerland - coolstes #Zimmer das ich je hatte lehrreichste Fortbildung ever #Biokinematiktrainer Modul 2. Eine Reihe von #Fitnessmythen und medizinischen Irrtümern durchdiskutiert... Ich bin einfach nur begeistert!
*Überlastungsschmerzen bedeuten Entzündungen.* No
*Ein schmerzender Muskel ist ein zu schwacher Muskel.* No
*Ein starker Bauch schützt dich vor Rückenschmerz.* No
*Ich bin Sportler, Körperwahrnehmung ist kein Thema für mich.* Oh doch 
#zürich #BGB #SweetSwitzerland #Beweglichkeit #Verletzungsprophylaxe



Nun zu mir: Nachdem ich mein Training am Montag wegen Überflutung verschieben musste, ging es dann am Dienstag das erste Mal nach dem Hochkönigsman auf die Bahn zurück.
15x400 in zügigem Tempo. Seit längere Zeit wollte ich wieder einmal die 15 packen, aber irgendwie habe ich mich nie wirklich getraut. Was wäre, wenn ich mich wieder überlaste?… Am Dienstag war ich endlich soweit! Und bäm gepackt!




Mittwoch: Bergtraining, Franzi kam mit. Ich merke sofort, dass die Waden nicht wirklich mitmachen wollten… Immerhin 5x10min Vollgas hoch! Geil!


Donnerstag: 50k Bike auf dem Hin- und Rückweg zur Arbeit, um den Beine etwas Ruhe zu geben... Wieder ein sehr langer Arbeitstag. Ich brauch endlich Urlaub!
  
Freitag: Tempodauerschwimmen… Dass das die Arme und die Lunge doch etwas gefordert hat, merkte ich erst im Nachhinein… War aber bestimmt wirksam…

Samstag: Die Landau Running Company genießt die Sonne an der Zugspitze und bringt tolle Medaillen mit nach Hause. Währenddessen waren ein paar Wächter des Pfälzer Waldes bei der Höllenberg Trophy dabei… Für mich war es die 3. Qualitätseinheit der Woche…

Die Höhenmeter und Kilometer waren zu spüren. Nichtsdestotrotz konnte ich vorne mitlaufen und wir M30er von der LRC ließen den anderen Teilnehmern keine Chance: M30: 1., 2., 3. und 5. Platz! Das kann dich sehen lassen! Good Job!
 



Sonntag: Anna ist zurück! Es gibt unendlich viel zu erzählen! Wir sind aber beide zu platt um in Kaiserslautern beim 5k-Elitelauf mitzuballern. Abspannen im Wald fühlt sich dafür heute genau richtig an. Also rando-trail im Schwarzwald…


Wir sehen uns bald wieder! Auf dem Trail natürlich!

Dienstag, 5. Juni 2018

Hochkönigman


 
Hochkönigman! Endlich wieder in den Alpen. 9 Monate, es wurde Zeit!
Wir beschreiben euch zunächst das Event mit all seinen Distanzen und erzählen dann von unseren persönlichen Lauferlebnissen auf der Endurance Trail und der Marathon Trail-Strecke.

Das Event Hochkönigman und der Endurance Run.

Die Eckdaten: das Event findet seit 3 Jahren in Maria Alm statt, also ca. 110k süd-östlich von Rosenheim, direkt am Fuß des Hochkönigs und des weltbekannten steinernen Meeres.
Tom Bosnjak stellt den Läufern von Jahr zu Jahr mehr Streckenoptionen zur Verfügung:
-          Freitag: Cross Warrior: Hindernislauf über 6k mit 320Hm
-          Samstag:
o   Endurance Trail: ca. 90k mit 5700hm (meine Strecke)
o   Marathon Trail: 47k mit 2750hm (Annas‘ Strecke)
o   Speedtrail: 23km mit 1500Hm
o   Easytrail: 9,3k mit 300hm
Sonntag: Skyrace: 30k mit 3000hm.

Das Event ist ein Traum! sehr gut organisiertes Team, tolle Strecke, lebendige Bühne, TopLäufer (Florian Grasel alias the Beard, Christophe Lauterbach…), coole Messe, wunderschöne Kulisse und eine mega Strecke! Jeder Finisher bekommt eine wunderschöne Medaille.
Der Tom ist selbst leidenschaftlicher Trailläufer, er gibt alles für sein Event. Es funktionniert. Einwandfrei. Glückwunsch!!!
Ein paar Worte zu den einzelnen Rennen:
Der Easy Trail scheint seinem Namen gerecht zu werden. Wir sind einen Teil der Strecke gelaufen, es war wirklich sehr entspannt. Passt für jeden Anfänger.

Der Speedtrail ist nicht zu unterschätzen. Wir haben den downhill gesehen, es ist ein Teil des Skyrace-downhills… Ich sage nur: so eine Strecke würde in Deutschland nie genehmigt werden, never! Schade! Extrem technisch! Diese Distanz sollte man nicht unterschätzen und am bestens vorher erkunden…

Das Skyrace: KRANK! Einfach krank! ich bin ein großen Teil des letzten langen downhills vom Riemann Haus runter Richtung Maria Alm gelaufen… Einfach krank! Erkundungspflicht, Schwindelfreiheit! Es ist sehr alpin und extrem technisch. Ein Finisher meinte, extremer als italienische Skyraces…Dafür ist der Blick auf der steinernen Meer und das ganze Massiv bis zum Großglockner ein Traum. Für Fortgeschrittenen! Das Rennen ist brandneu und gilt als Quali für die österreichische National Mannschaft im Skyrunning…




Marathon Trail (47/2750): ein Großteil der Strecke überschneidet sich mit dem Endurance Trail. Die ersten beiden „Hügel“ sollen angeblich laufbar sein, Pustekuchen. Danach geht s auf eine höhere lange Bergkette. Insgesamt abwechslungsreiche Wege, manchmal matschig wurzelig, manchmal Wiese, Kühe, Pferde, Forstwege, oft steil, oben kleine Schneefelder und… überall Leitern, um die Zäune zu überqueren. Diese Leitern haben bestimmt 100Hm zu verschulden. Manchmal erinnert die Strecke an Andorra, doch dann prüfe lieber ob du noch auf dem teilweise schwer zu erkennenden Weg bist... technisch viel einfacher als das Skyrace, ein Glück!


Endurance: mein ausführlicher Bericht siehe unten. Wie schon 2017 ist der Endurance Trail die Österreichische Meisterschaft für den Distanzbereich 60 bis 110k. Die Österreicher nennen diese Disziplin Endurance.Nurleicht wellig...


Nächstes Jahr soll zusätzlich ein 100 Meilen stattfinden… Verfolgt die Infos auf der Website.
Warrior: keine Ahnung… da kenne ich mich nicht aus… Die Leute sahen aber dreckig und glücklich aus beim Zieleinlauf…

Mein Endurance Trailtag:
Wir fuhren Donnerstag ganz früh los, Maria Alm im Visier. Alles entspannt, fast staufrei. Alles bestens… bis zur Ankunft in der Wohnung… Wo ist mein Wettkampfkiste??!? Diese Kiste mit deiner ganzen WK-Ausrüstung, die du mit Liebe und Sorgfalt für dein Rennen vorbereitest…

Ich realisiere: Meine Kiste steht noch in Karlsruhe, ich in Maria Alm… Krise!!! Ich raste komplett aus… das Fläschchen Empfangswein kann meinen Wutausbruch nicht dämpfen. Dieses Event wollte ich als Hauptwettkampf machen und wirklich gucken wie fit ich inzwischen wieder bin… Aber ohne Ausrüstung ist der Start unmöglich… Wir stehen kurz vor der Scheidung. Ich will alles abblasen, rausgehen, meinen Kopf leer laufen, aber passend zur Stimmung gewittert es auch noch unaufhörlich.
Nach ein paar Stunden an der Grenze, schauen wir ob wir die Situation noch retten können. Was habe ich dabei? 2 Flasks, ein Wanderrucksack, eine Mütze, eine Jogginghose und eine alte Laufjacke und immerhin meine Schuhe…
Ich schau auf die Liste für die Pflichtausrüstung: UNMÖGLICH das alles zusammen zu sammeln in so einer kurzen Zeit…
Doch Anna gibt nicht auf. Regenhose kann ich von ihr haben, Regenjacke zur Not auch. Und dann fängt sie an, überall helfende Hände zu suchen… ich bin nicht in der Lage zu denken!
Frage hier Frage da… eine leistungsstarke Stirnlampe werden wir nie finden. Doch doch…
Ich sage das Rennen bereits ab. Ich werde einfach für mich in die Berge gehen…

Freitag. Immer noch Gewitter… ich gehe nicht allein in die Berge… Wir gehen zum Messe… Wir haben ein paar Sachen eingesammelt aber die lange Laufhose und die Lampe fehlen noch…
Auf der Messe: Sven von Meltonic hat mir eine Lampe mit Tom Bosnjak organisiert! KRASS! Ich weiß nicht wie stark sie ist und wie lang sie durchhalten wird aber: Schnell Hose kaufen und ich dürfte starten! Sven hat sogar Stöcke dabei, Wahnsinn! Ich bekomme von ihm noch ein paar Meltonic Gels… ich bin jetzt WK-fähig… Kein optimalen Bedingungen aber ich darf dabei sein…

Nummer holen, quatschen, heimfahren, Lauf vorbereiten.
Um 20Uhr ist die Eröffnungsfeier. Athletenvorstellung… Und Anna ist dabei! Ist das aufregend! Sie meinte was cool ist, ist dass danach auf der Strecke wußte jeder wer sie ist!


Zurück, essen, 1h Augen zu und dann bringt Anna mich zum Start. Es regnet…
Bild Sportograf.com

 Um Mittenacht geht es wirklich los mit dem Rennen. Ich starte nicht so entspannt und klebe mich an the Beard… Das Tempo ist ganz OK, sollte aber nicht verschärft werden… Die erste Steigung ist schnell hinter mir und es geht los runter über tausend Wurzeln… Habe ich bereits gesagt, dass es in Maria Alm auch Monsun geben kann?! Diese Wurzeln sind komplett rutschig, mit meiner „Survival“Lampe ist die Sicht nicht so gut, ich komme den Spitzenläufern nicht hinter mehr…
So läuft das Spiel bis zum 1. VP… Ich bin nur noch Wasser. Meine Kochen fangen an aufzuweichen…
Keine Zeit zum Erholen Es geht direkt weiter den Berg hoch… Die Steigung ist so steil, dass ich die Füße des Läufers vor mir küssen kann… KRANK! Eng, Steil, Matschig. I LOVE IT!
An der Scharte angekommen, rasen wir wieder runter Richtung 2. VP. Zum Glück ist dieser Streckenabschnitt einfach. Fressen, nicht denken und weiter. Lampe aus und hoch hoch hoch… Es hört nie auf… Ich fühle mich gut. Wir sind zu Dritt und das Tempo ist mir recht…

Wir verlassen bald den Weg der Marathonis um noch einmal im Geröll zu spielen. Langsam merke ich dass ich eindeutig unter Schlafmangel leide. Ich denke nur an Schlafen und plane in Muhlbach auszusteigen… Langsam gibt aber auch der Regen nach… Es wird auch heller… ich bewege mich ganz langsam… Als ob ich zum ersten Mal wirklich in den Bergen wäre… Ganz komisch. Ich geniesse die Landschaft, die sich uns langsam im Morgengrauen offenbart… VP, Aufgeben vergessen, hoch zum Hochkeil. Der Weg ist sehr entspannt. Ich kann atmen und denke: eine Platzierung kann ich vergessen… es geht nur ums Ankommen… Ich muss mir selbst zeigen, dass ich mental stark sein kann, wenn es sein muss…

Der Anfang vom Downhill ist pervers… wird aber immer einfacher… und endet auf einer langen (zu lang vielleicht…) Straßen zum VP. Ich hatte ursprünglich geplant, mein Tempo ab Mulhbach zu verschärfen … ich werde es nicht tun… Denn in meiner langen provisorischen Hose fange ich an vor Hitze zu sterben…. Dann habe ich kaum Energie und noch dazu es ist leicht steil (900hm innerhalb 4km…). Sowieso der Blick Richtung Hochkönig ist zum Sterben schön. Ich könnte den Berg stundenlang anschauen! Diese Mischung aus Fels und Schnee bei strahlender Morgensonne… Niemand könnte da widerstehen…
Bild Martina Trimmel
Ich muss aber weiter… Gewitter ist für den frühen Nachmittag angekündigt… In solchen Fällen, bin ich dann lieber schon am Ziel mit einem Bier in der Hand…

Runter zum VP: am Anfang technisch und dann weiter auf einem langen erholsamen Forstweg und auf Straße (vielleicht auch leicht abkürzen…)
Bild Martina Trimmel
VP mit Trommeln und die Gaudi geht weiter… Nochmal hoch… Ich werde schnell von Christoph überholt… sein Tempo hätte ich in diesem Moment gerne!

Wir gehen hoch. Schwarzen Wolken, es ist schwül und warm… Ich muss ehrlich sein, ich fühle mich nicht so sicher… Ich weiß ich kann nicht mehr so schnell laufen und wir sind jetzt für gute 10k in einer echt exponierte Lage… Ich versuche mich abzulenken und die Landschaft zu genießen (Großglockner, Zell am See, Hochkönig, Steinernen Meer…), aber ich sehe nur noch diese Wolken… Warum sehe ich heute alles so schwarz???

Bild Martina Trimmel

Ich frage jeden Bergretter, ob wir die Ersatzstrecke nutzen werden… Ihre Antwort bleibt klar: „Du nicht, Du bleibst auf der Strecke…“ Laufen will ich nicht mehr, stehenbleiben auch nicht… ich gehe also doof weiter… Ich komme nicht vorwärts und trotzdem werde ich kaum überholt… Der Weg ist kein Kinderspiel.
Bild Tom Gläser

Endlich geht es runter, endlich kann ich die Beine lockern… .und dann BOOOOOOOOOMMMMM. Das Gewitter geht los! Erste Gedanken: Wo ist ANNA? Sie wird mich umbringen…. Ich habe sie hierher gebracht, und jetzt steht sie allein auf dem Kamm!!! Ich hasse mich…
Bild Sportograf.com
Gehe langsam weiter und plötzlich höre ich: „SSSCCCCCHHHHHAAAATTTTTZZZZZZ!!!!“ Die Anna ist da in meiner Rücken, sie ballert runter. Sie ist die erste Frau!!! Großes Lächeln… alles bestens. Ich habe auch plötzlich wieder Kraft und laufe hinterher, ich will ihren Zieleinlauf sehen oder zumindest sie nicht zu lange unten allein lassen… Ich bin erleichtert, sie ist nicht im Gewitter…

Ich merke schnell ich kann nicht folgen… mein tempo so 4:30 reicht leider nicht!!!!
Sie ballert weiter, ich kämpfe um sie im Blick zu behalten… Es scheint zu funktionieren!
Wir laufen Richtung Kirche… oder besser gesagt: Sie läuft Richtung Kirche und ich laufe ihr hinterher…

Und endlich komme ich an… Sie ist bereits auf der Bühne! Die neue Hochkönigin!!!

Ich bin so stolz! Krasse Leistung, die sie da gebracht hat!

Wir verpflegen uns reichlich, erzählen viel und genießen den Moment. So etwas passiert nicht jeden Tag.

Wir fahren zur Wohnung… Duschen, essen und zur Siegerehrung. Es ist immer noch Gaudi. Großartig!!! Annabel und Björn sind auch da und happy mit ihren Lauferlebnissen.


Anna bekommt eine riesen Krone, Bier und eine Brezel ;-)
Wir fahren heim… ich bin nur noch ein Wrack… Will schlafen…



Sonntag. Wir stehen auf, Chaos beseitigen, frühstücken und wir gehen Richtung Skyrace… WOW!!! Das ist krass. Mir wäre die Strecke noch zu heftig aber so just for fun da entlangzugehen ist unglaublich schön. Ich will weiter. Hoch ist kein Problem… aber runter spüre ich die 90k, und noch viel mehr die 5700 Höhenmeter bergab!!!

Wir fahren noch mal zum Ziel um den Helden des Skyraces zu gratulieren… Das sind echte Helden. So eine Strecke, echt mutig! Respekt.

Mein Kopf ist noch da oben. Ich bin in der Wiese, im Geröll und genieße die Ruhe der Berge. Ich mache die Augen zu und wir leben glücklich irgendwo da oben, Mitte in der Natur mit unseren Trailschuhem als einzigem Besitz. Ach, und meiner Stirnlampe natürlich.