Als ich in 2013 mit dem Trail angefangen habe, habe
ich fast sofort über Andorra und die Ronda dels Cims gehört. Ich hatte mich
versprochen die Strecke in Anspruch zu nehmen und natürlich die zu finischen.
An dieser Zeit, kannte ich noch nicht meine Grenzen, ich dachte blöderweise ich
hätte keins… Heute ist der Tag gekommen. Heute stehe ich am Start. Heute werde
ich die Ronda laufen… aber vorher kleiner Rückblick…
Tag-7
Nach einem schweren Abschied, fliege ich von
Karlsruhe nach Girona mit Thilo. Von dort die Fahrt nach Andorra dauert ca. 3h…
Ein Katzensprung. Gerade im Land eingekommen, verstehe ich warum es hier
besonders wird, die Berge sind verdammt steil und es ist warm, sehr warm!
Tag-6
Der Plan ist die komplette Strecke der Ronda
innerhalb 4 Tage zu erkunden. Dafür tragen wir beide ganzes Gepäck, essen,
trinken, Schlafsack, Isomatte…. Grob 15kg pro Person… Um 9 Uhr starten wir los,
begeistert von unserem Abenteuer. Eine kleine Runde in Ordino und dann geht es
wirklich los… es steigt zwar noch sanft aber es ist nur ein Anfang… Bald sind
wir über Ordino es ist ein Traum! Das Gewicht der Tasche ist schon vergessen.
Steiler ist es bald und wir erreichen schon die 2000müNN Grenze. Thilo hat
Probleme…Er hat die Strecke unterschätzt… und ich muss ehrlich sein ich auch.
Ich komme mit der Strecke klar aber wir sind zu langsam… wir kämpfen uns hoch
zum zukünftige 1. VP die wir nach Ewigkeit erreichen. Weiter zu gehen wäre ein
Fehler. Wir können es nicht, wir haben viel zu viel Gepäck! Wir latschen was
die letzte Etappe wird runter. Hole unser Appartement früher als geplant und
entschieden uns anders zu arbeiten…
Thilo wird Tageswanderung machen, um sich mit dem
Gelände und die Höhe zu gewöhnen und ich werde die Strecke allein weiter
erkunden…
Tag-5
Wir fahren nach Arinsal, Nachbardorf in einem
anderen Tal. Wir laufen die ersten 3k zusammen. Ich vollgepackt, Thilo mit
Tagesversorgung. Ich laufe dann weiter Richtung Plan de l’Estany und Thilo
Refugio Comapredrosa. Wir hätten von Estany starten müssen… Angekommen vor Ort
fängt es wirklich an… Wer schon ein VK gelaufen ist weißt wie schwer so eine
Strecke ist. Hier ist es einfach schlimmer… 2,4k 880hm… Das Ende zum kleinen
Pass ist meiner Meinung nach gegen 70% Steigung. Mit meiner 15kg Rucksack
rutsche ständig weiter runter… Ich versuche über Schnee unmöglich, über Stein
und Kies hart sehr sogar aber ich komme durch… Echt die Hölle!!!
Oben an der
Spitze ist das Blick… Unbeschreiblich. 360° Paradise. Man kann bestimmt 300-400km
entfernt problemlos sehen… Ich bleibe sprachlos… aber schnell muss ich runter.
Ich entscheide mich für den Gratweg. Ist zwar nicht der Weg des Rennens aber
scheint schön zu sein…
Ich gehe so schnell ich kann treffe den Thilo heute
deutlich fitter… Es freut mich sehr. Und gehe weiter zum Refugio. Auf Grund von
Rucksack bin ich nicht nur langsamer sondern auch unstabiler und so fliege ich
schön im Schnee. Egal weiter immer weiter, das Wetter ist perfekt ich gehe
zügig weiter von Pass zum Grat, von Grat durch die Wiese und weiter zum Pass…
Hier ist es komplett wild und schön. Toller Gegend. Langsam merke ich dass ich
wieder zu langsam bin… ich werde es schlecht schaffen. Laufen ist leider nicht
möglich… und deswegen verliere ich sehr viel Zeit…
Angekommen am Bony de la Pica, rufe ich mein Retter
an. Thilo soll mich unten abholen. Es sind nur 7k mit 1600hm… Eine gute Stunde
sollte reichen… Da sieht man wie schlecht ich die Gegend kenne.
Ich habe schon schlimme Bergab gesehen, Auf Réunion
kann man sagen, dass es dort pervers sein kann… Andorra kann es auch! Ich habe
meistens null Ahnung wie ich es schaffen soll, ich sehe nicht wo ich treten
muss… Es ist pervers steil, dann die Passage in der Ebene sind extrem geneigt…
Ich denke kurz an Oberstdorf, meine Offtrail, mein Klettersteig, es war
Pipifax. Kinderspiel. Hier ist Alpin… nein Pyrenäen! Darüber hinaus muss man
immer öfter nochmal hoch und dann runter… Weg gibt es wirklich kein. Ich denke
ich bin zwar kein Bergman aber Schiesser bin ich auch nicht. Da fühle ich mich
sehr unwohl. Ich werde 3h brauchen um unten zu kommen… 3h für 7k und 2000hm
Bergab… ich bin sicher ich wäre viel schneller bergauf gewesen!!!
Unten ist Thilo da. Danke!!! Wir fahren in der
Wohnung. Die Erkundung ist zu Ende!
Tag-4
Heute Plan ist wieder in der Höhe zu verbringen.
Wir fahren nach Plan de la Casa… Hässlich!!! Und wir laufen der Strecke
entgegen. Jeder für sich. 3h in einer Richtung, 3h zurück!
Nach dem Pass der Izard, verlassen wir den Pas de
la Casa für den Paradise… Es ist pure Natur hier. Kein Spur von Menschen bis
auf den sehr schönen diskreten Pfad. Ich lebe wieder. Ich laufe nicht ich
springe, ich genieße und will mehr davon sehen und laufe weiter und weiter und
weiter. Die Bilder werden nie zeigen, wie es hier ist, können diese Atmosphäre
nicht übertragen, der Geruch, der Lärm des Wassers… Seit lange hatte ich nicht
etwas so pures gesehen… Ich vergesse fast dass ich zurück muss und laufe leider
schon zurück. Echt toll hier! Zurück zum Zivilisation… Warum machen die
Menschen so was Hässliches! Warum muss der Mensch seine Spur überall lassen!
Ich versuche nicht zu viel zu denken und wir fahren
heim.
Tag-3
Andorra la Vella
Um uns zu erholen fahren nach Andorra zu Kulturtour…
Kurz die Stadt ist klein aber nicht schlecht…
Weiter
Tag-2
Erkundung für den Marató
Da Thilo den Marató laufen soll fahren wir nach
Sorteny und wollen hoch zum Casamenya. Ich laufe mich gemütlich hoch und treffe
einen Markierer. Wir babbeln länger zusammen. Ich werde ihn bei den 2. VP
treffen. Nett. Am Pass warte ich auf Thilo mit… einem Schläfchen… Da er nicht kommt
gehe langsam runter und sehe ihn nicht… komisch. Egal ich lauf hoch zum
Casamenya, da ich kein Weg finde nehme ich die direkte Variante… Geradeaus hoch
;-)
Oben ist es erstaunlich flach! Runter finde ich den
Weg und laufe weiter Richtung Auto. Ich treffe wieder unterwegs den Thilo… Er
hat sich verlaufen und ist ein 2800müNN hochgelaufen… Krass!!!
Ich klaue ihn seine Stöcke und zwinge ihn, Vollgas
runter zu laufen. So schnell er kann! Ganz schnell sind wir am Auto. Es hat
echt Spaß gemacht. Es war unser letztes Training!
Tag-1
Ruhetag. Ich stehe mit tierischem Rückenschmerz auf…
Keine Ahnung was los ist. Ich kann kaum gehen! SCHEISSE!!!
Ich rede mit meiner (zukünftigen) Lieblingscoach.
Sie empfiehl mir viel zu dehnen. Und so verbringe ich mein Morgen… Dehnen,
dehnen, dehnen. Langsam gibt den Schmerz nach…
Abends Briefing. Ordino, die bis jetzt so ruhig war
ist gerade so voll unglaublich. Alle sind da! Ein Traum.
Die Strecke wird vorgestellt, Wettervorhersage gezeigt,
Empfehlungen gegeben. Echtes Briefing. Der Gérard weißt wirklich wie das
funktioniert (nicht wie einige Veranstalter die ich hier nicht nennen werde!)
In Bett, morgen geht es los!
Tag T
5Uhr aufstehen. Ich habe sehr gut geschlafen. Meine
Rücken schmerzt noch aber ist besser geworden. Ich kann frühstücken. Ich bin
entspannt. Ich bin bereit.
Kurz nach 6Uhr fahren wir los. Gerade in dem
Startblock gehe ich mit ein paar Freunde reden… Ich kenne die von der
Diagonale: Jérôme Lucas, Antoine Guillon, Véronique Chastel und natürlich Néréa
Martinez.
Zum ersten Mal sehe ich einige Leute die am Start
weinen. Die Emotion ist groß. Sehr groß. Es ist schon warm. Ich fühle mich gut.
Und wir starten los. Mein Herz krampft. Ich bin dabei, er wird lang sehr lang.
Es wird steil sehr steil. Aber warum nicht.
Ich starte mit den super Eliten ich laufe die
ersten 3km mit Antoine, Jérôme, Véronique, Néréa, Francesc Sollé, Patrick Bohar
und viel andere… Es ist wie in einem Traum. Das Tempo ist angenehm, nach ca. 1h
habe ich wirklich Platz zu laufen, ich bin mit Néréa, die erste Frau unterwegs
und wir laufen gemeinsam bis nach Sorteny. In 3h08 bin ich dort. Es ist schneller
als der 2. Letztes Jahr!!! Und ich gehöre noch nicht zu den 50. Ersten! Néréa macht
wie immer eine express Verpflegung… Wie schafft sie das!!! Und lass mich da
stehen… Ich beschleunige ein bisschen und kriege sie noch vor dem Pass. Wir
laufen weiter bis zum nächsten VP. Es ist traumhaft schön hier, aber schon
pervers schwierig… Es ist steil, weglos durch höhen Grass, viele Löcher, viel
Wasser, gemeine Steine… Ich weiß es nicht aber ich kann darauf nicht schnell
mich bewegen. Da ich sehr auf meine Schritte Bergab konzentriert bin, kann ich
schlecht die Landschaft genießen. Schade.
Egal Nächste VP ist schon (alles ist relativ!!!)
wieder da. Ich plaudere ein bisschen mit den Markierer. Und fange ich mit dem
nächsten Pass an. Gerade oben ist es wieder ein Traum. Die Strecke ist so
schön!!! Die Helfer sagen: nächste VP ist direkt da unten… in 8k! OK perfekt
wird es schnell gemacht…
Nette Helfer… Schöne Lüge dazwischen gibt es noch
ein Pass ;-) So einfach kann es nicht sein.
Nächste VP. Plan de l’Estany. Ich weiß was jetzt
zukommt und nehme mir Zeit mich zu verpflegen… Und es geht los! Hoch hoch hoch!
Es ist steil, steiler, steilste, Andorra wie Julia Böttger in Trailmagazin sagte…
In der Tat. Ich hatte vergessen es zu erwähnen… Serpentine sind in Andorra
unbekannt. Wozu sagen sie? Wenn man hoch muss, muss man, je steiler desto
schneller ist es vorbei… Interessant!
1h20 bin ich auf der Spitze. Nicht schlecht. Und
jetzt runter zum Refugio um danach… GEWONNEN wieder hoch zum Pass! Wir laufen
danach am Kamm entlang, ich bin mit einem Japaner, er sieht ziemlich
mitgenommen aus. Es ist seit morgens unerträglich warm. In Ordino bei 1300müNN
32°C! Hier oben kein Wind nur warm. Langsam bin ich auch nicht mehr so fit… ich
laufe weiter aber denke schon nicht so klar.
Jetzt kommt die bekannten Bergab durch die Wiese…
Grass 50cm hoch voll mit Löcher steil bis nicht mehr geht und so runter… Es
nervt mich ich habe kein Spaß darauf… Kaum unter muss man über die Skipiste
hoch zum VP ich bin genervt… ich verstehe nicht warum aber ich genieße nicht
mehr. Am VP niemand spricht französisch. Es gibt nicht was ich will, (obwohl es
gibt wirklich alles, die VP sind reichlich versorgt!)… ich verlasse es schnell
und kann endlich mal laufen, es ist flach… naja flacher. Ich gucke die Uhr. Den
Bergab von Bony de la Pica sollte ich Tagsüber kriegen. Gute Nachricht.
Ich überhole einen Pole… er ist out. Sonnensticht.
Ich denke nicht ich mache es weiter ich will einfach zum VP und dort aufhören,
keine Lust. Ich bin schlecht drauf, motze nur rum und gucke sogar nicht mehr
links und rechts…
Am Spitze treffe ich Helfer… sie machen Witze… aber
will nicht mehr lächeln:
„-Waren Sie schon in Andorra?
-Nein, aber hier kenne ich.
- Ach gut, dann bitte sterben sie nicht!
- …“
Ich denke nur noch Arschloch… Ich laufe das Ding
runter… Ist besser als mit Rucksack aber top ist es nicht. Darüber hinaus habe
ich 20 Fliegen um den Kopf die mir wirklich auf dem Sack gehen. Irgendwann wird
es dunkler, ich schalte die Lampe an… Komme gleich in der Halle und gebe
einfach auf. Motiv keine Lust. Platzierung 14. Kein Schmerz, keine Verletzung,
kein Problem einfach keine Lust! Nach 15,5h laufen. Ich will nicht weitere 24h
unterwegs verbringen.
Ich bedauere nichts!
Ich werde von der Orga nach Hause gebracht. Das
nenne ich Service!!! Echt top.
Tag +1
Ich habe natürlich gar nicht geschlafen. Ich war
nicht müde ich habe die andere verfolgt und mich informiert wie alles gelaufen
ist. Ich folge genauer Fransesc, Jérôme, Antoine und Néréa…
Ich bringe Thilo zum Start. Er ist sehr gespannt.
Ich versuche ihn zu beruhigen. Er kann es schaffen. Er hat große Fortschritte hier
gemacht.
Ich werde ihn auf der Strecke öfter treffen und
anfeuern. Ich werde auch Fransesc begleiten und natürlich mit Néréa in Ordino
einlaufen… Ihre Füße sind tot… so hätten meine Aussehen können.
Thilo überquert die Ziellinie! Unglaublich vor eine
Woche hatten wir beide große Zweifel und er hat die Strecke gemeistert.
Gratulation. Ich bin für ihn überglücklich!
Ich bedauere nichts… vielleicht ein bisschen…
eigentlich nichts.
Ich gehe schlafen, nach über 40h wach…
Tag+2
Solidaritrail, da ich nicht die Ronda laufen
könnte, werde ich dort teilnehmen. Es sollte ein Spaziergang mit Kindern, und
mit behinderten Kindern sein. Kann schön sein. Man sollte nie vergessen welches
Glück wir haben uns frei bewegen zu können. Nicht jeder kann es!
Um 09Uhr startet es locker und schnell erhöht sich
deutlich das Tempo… ich denke warum nicht ein bisschen Gas zu geben… Und so
geht es von allein, ich beschleunige langsam aber sicher. Und bald bin ich sehr
zügig unterwegs. Ich packe die Strecke unter 1h! 10k 750hm unter 1h nicht so
schlecht.
Ich bin gekommen um die schwerste Strecke zu
laufen, am Ende bin ich die einfachste gelaufen… Alles läuft immer anders…
Bei der Siegerehrung unterhalte ich mich länger mit
Néréa über Ihre Pläne, meine Pläne, mein Ausstieg… Sie meint es wäre nicht eine
Frage von dem Niveau… Ich bin stark genug für die Strecke, ich muss einfach
mental mich verstärken und die richtigen Wörter finden. Ich sollte jetzt in der
Tat mich nur auf der Diagonale fokussieren und danach sehen, ob ich hier wieder
starte. Ich gebe ihr Recht. Die Diagonale ist auch kein Kindergeburtstag. Ich
muss dort stärker mental ankommen. Je nachdem ich dort ankomme werde ich
entscheiden, ob ich mich hier wieder zutraue.
Heute ist T+5
Ich kann endlich mal wieder meinen Bericht
schreiben. Ich bedauere. Ich bedauere, dass ich nicht alles geben könnte. Es
war einfach nicht mein Tag. Physisch war ich top. Top vorbereitet, Top ausgerüstet (Danke Landau Running Company)Top am den
Tag, die kleine Schmerzen waren weg… Mental war ich schwach. Warum? Ich kann es
mich noch nicht nachvollziehen. In Rumänien, trotz Verlaufen und Ärger habe ich
es immer geschafft weiter zu kämpfen. Hier nicht. War es die Hitze? Die
Fliegen? Die Schwierigkeit der Strecke? Die Motivation? Ich weiß es nicht. Das
muss ich noch rausfinden, mit meiner Coach werden wir darauf arbeiten. Ich
denke physisch kriege ich es ihn mich zu trainieren. Mental werde ich Hilfe
brauchen.
Auf jeden Fall habe ich meine Grenze gefunden… und
jetzt will ich nur noch die weiter schieben!
Die Vorbereitung läuft jetzt weiter. Die Diagonale
naht und die andere Läufe noch mehr…
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