Hochkönigman! Endlich wieder in den Alpen. 9 Monate, es
wurde Zeit!
Wir beschreiben euch zunächst das Event mit all seinen
Distanzen und erzählen dann von unseren persönlichen Lauferlebnissen auf der
Endurance Trail und der Marathon Trail-Strecke.
Das Event Hochkönigman und der Endurance Run.
Die Eckdaten: das Event findet seit 3 Jahren in Maria Alm
statt, also ca. 110k süd-östlich von Rosenheim, direkt am Fuß des Hochkönigs
und des weltbekannten steinernen Meeres.
Tom Bosnjak stellt den Läufern von Jahr zu Jahr mehr
Streckenoptionen zur Verfügung:
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Freitag: Cross Warrior: Hindernislauf über 6k
mit 320Hm
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Samstag:
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Endurance Trail: ca. 90k mit 5700hm (meine
Strecke)
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Marathon Trail: 47k mit 2750hm (Annas‘ Strecke)
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Speedtrail: 23km mit 1500Hm
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Easytrail: 9,3k mit 300hm
Sonntag: Skyrace: 30k mit 3000hm.
Das Event ist ein Traum! sehr gut organisiertes Team, tolle
Strecke, lebendige Bühne, TopLäufer (Florian Grasel alias the Beard, Christophe
Lauterbach…), coole Messe, wunderschöne Kulisse und eine mega Strecke! Jeder
Finisher bekommt eine wunderschöne Medaille.
Der Tom ist selbst leidenschaftlicher Trailläufer, er gibt
alles für sein Event. Es funktionniert. Einwandfrei. Glückwunsch!!!
Ein paar Worte zu den einzelnen Rennen:
Der Easy Trail scheint seinem Namen gerecht zu werden. Wir
sind einen Teil der Strecke gelaufen, es war wirklich sehr entspannt. Passt für
jeden Anfänger.
Der Speedtrail ist nicht zu unterschätzen. Wir haben den
downhill gesehen, es ist ein Teil des Skyrace-downhills… Ich sage nur: so eine
Strecke würde in Deutschland nie genehmigt werden, never! Schade! Extrem
technisch! Diese Distanz sollte man nicht unterschätzen und am bestens vorher
erkunden…
Das Skyrace: KRANK! Einfach krank! ich bin ein großen Teil
des letzten langen downhills vom Riemann Haus runter Richtung Maria Alm
gelaufen… Einfach krank! Erkundungspflicht, Schwindelfreiheit! Es ist sehr
alpin und extrem technisch. Ein Finisher meinte, extremer als italienische
Skyraces…Dafür ist der Blick auf der steinernen Meer und das ganze Massiv bis
zum Großglockner ein Traum. Für Fortgeschrittenen! Das Rennen ist brandneu und
gilt als Quali für die österreichische National Mannschaft im Skyrunning…
Marathon Trail (47/2750): ein Großteil der Strecke
überschneidet sich mit dem Endurance Trail. Die ersten beiden „Hügel“ sollen
angeblich laufbar sein, Pustekuchen. Danach geht s auf eine höhere lange
Bergkette. Insgesamt abwechslungsreiche Wege, manchmal matschig wurzelig,
manchmal Wiese, Kühe, Pferde, Forstwege, oft steil, oben kleine Schneefelder
und… überall Leitern, um die Zäune zu überqueren. Diese Leitern haben bestimmt
100Hm zu verschulden. Manchmal erinnert die Strecke an Andorra, doch dann prüfe
lieber ob du noch auf dem teilweise schwer zu erkennenden Weg bist... technisch
viel einfacher als das Skyrace, ein Glück!
Endurance: mein ausführlicher Bericht siehe unten. Wie schon
2017 ist der Endurance Trail die Österreichische Meisterschaft für den
Distanzbereich 60 bis 110k. Die Österreicher nennen diese Disziplin Endurance.Nurleicht wellig...
Nächstes Jahr soll zusätzlich ein 100 Meilen stattfinden… Verfolgt
die Infos auf der Website.
Warrior: keine Ahnung… da kenne ich mich nicht aus… Die
Leute sahen aber dreckig und glücklich aus beim Zieleinlauf…
Mein Endurance Trailtag:
Wir fuhren Donnerstag ganz früh los, Maria Alm im Visier.
Alles entspannt, fast staufrei. Alles bestens… bis zur Ankunft in der Wohnung… Wo
ist mein Wettkampfkiste??!? Diese Kiste mit deiner ganzen WK-Ausrüstung, die du
mit Liebe und Sorgfalt für dein Rennen vorbereitest…
Ich realisiere: Meine Kiste steht noch in Karlsruhe, ich in
Maria Alm… Krise!!! Ich raste komplett aus… das Fläschchen Empfangswein kann
meinen Wutausbruch nicht dämpfen. Dieses Event wollte ich als Hauptwettkampf
machen und wirklich gucken wie fit ich inzwischen wieder bin… Aber ohne
Ausrüstung ist der Start unmöglich… Wir stehen kurz vor der Scheidung. Ich will
alles abblasen, rausgehen, meinen Kopf leer laufen, aber passend zur Stimmung
gewittert es auch noch unaufhörlich.
Nach ein paar Stunden an der Grenze, schauen wir ob wir die
Situation noch retten können. Was habe ich dabei? 2 Flasks, ein Wanderrucksack,
eine Mütze, eine Jogginghose und eine alte Laufjacke und immerhin meine Schuhe…
Ich schau auf die Liste für die Pflichtausrüstung: UNMÖGLICH
das alles zusammen zu sammeln in so einer kurzen Zeit…
Doch Anna gibt nicht auf. Regenhose kann ich von ihr haben,
Regenjacke zur Not auch. Und dann fängt sie an, überall helfende Hände zu
suchen… ich bin nicht in der Lage zu denken!
Frage hier Frage da… eine leistungsstarke Stirnlampe werden
wir nie finden. Doch doch…
Ich sage das Rennen bereits ab. Ich werde einfach für mich
in die Berge gehen…
Freitag. Immer noch Gewitter… ich gehe nicht allein in die
Berge… Wir gehen zum Messe… Wir haben ein paar Sachen eingesammelt aber die
lange Laufhose und die Lampe fehlen noch…
Auf der Messe: Sven von Meltonic hat mir eine Lampe mit Tom
Bosnjak organisiert! KRASS! Ich weiß nicht wie stark sie ist und wie lang sie
durchhalten wird aber: Schnell Hose kaufen und ich dürfte starten! Sven hat
sogar Stöcke dabei, Wahnsinn! Ich bekomme von ihm noch ein paar Meltonic Gels…
ich bin jetzt WK-fähig… Kein optimalen Bedingungen aber ich darf dabei sein…
Nummer holen, quatschen, heimfahren, Lauf vorbereiten.
Um 20Uhr ist die Eröffnungsfeier. Athletenvorstellung… Und
Anna ist dabei! Ist das aufregend! Sie meinte was cool ist, ist dass danach auf
der Strecke wußte jeder wer sie ist!
Zurück, essen, 1h Augen zu und dann bringt Anna mich zum
Start. Es regnet…
Bild Sportograf.com |
Um Mittenacht geht es wirklich los mit dem Rennen. Ich starte
nicht so entspannt und klebe mich an the Beard… Das Tempo ist ganz OK, sollte
aber nicht verschärft werden… Die erste Steigung ist schnell hinter mir und es
geht los runter über tausend Wurzeln… Habe ich bereits gesagt, dass es in Maria
Alm auch Monsun geben kann?! Diese Wurzeln sind komplett rutschig, mit meiner
„Survival“Lampe ist die Sicht nicht so gut, ich komme den Spitzenläufern nicht
hinter mehr…
So läuft das Spiel bis zum 1. VP… Ich bin nur noch Wasser.
Meine Kochen fangen an aufzuweichen…
Keine Zeit zum Erholen Es geht direkt weiter den Berg hoch…
Die Steigung ist so steil, dass ich die Füße des Läufers vor mir küssen kann…
KRANK! Eng, Steil, Matschig. I LOVE IT!
An der Scharte angekommen, rasen wir wieder runter Richtung
2. VP. Zum Glück ist dieser Streckenabschnitt einfach. Fressen, nicht denken
und weiter. Lampe aus und hoch hoch hoch… Es hört nie auf… Ich fühle mich gut.
Wir sind zu Dritt und das Tempo ist mir recht…
Wir verlassen bald den Weg der Marathonis um noch einmal im
Geröll zu spielen. Langsam merke ich dass ich eindeutig unter Schlafmangel
leide. Ich denke nur an Schlafen und plane in Muhlbach auszusteigen… Langsam
gibt aber auch der Regen nach… Es wird auch heller… ich bewege mich ganz
langsam… Als ob ich zum ersten Mal wirklich in den Bergen wäre… Ganz komisch.
Ich geniesse die Landschaft, die sich uns langsam im Morgengrauen offenbart…
VP, Aufgeben vergessen, hoch zum Hochkeil. Der Weg ist sehr entspannt. Ich kann
atmen und denke: eine Platzierung kann ich vergessen… es geht nur ums Ankommen…
Ich muss mir selbst zeigen, dass ich mental stark sein kann, wenn es sein muss…
Der Anfang vom Downhill ist pervers… wird aber immer
einfacher… und endet auf einer langen (zu lang vielleicht…) Straßen zum VP. Ich
hatte ursprünglich geplant, mein Tempo ab Mulhbach zu verschärfen … ich werde
es nicht tun… Denn in meiner langen provisorischen Hose fange ich an vor Hitze
zu sterben…. Dann habe ich kaum Energie und noch dazu es ist leicht steil
(900hm innerhalb 4km…). Sowieso der Blick Richtung Hochkönig ist zum Sterben
schön. Ich könnte den Berg stundenlang anschauen! Diese Mischung aus Fels und
Schnee bei strahlender Morgensonne… Niemand könnte da widerstehen…
Bild Martina Trimmel |
Ich muss aber weiter… Gewitter ist für den frühen Nachmittag
angekündigt… In solchen Fällen, bin ich dann lieber schon am Ziel mit einem
Bier in der Hand…
Runter zum VP: am Anfang technisch und dann weiter auf einem
langen erholsamen Forstweg und auf Straße (vielleicht auch leicht abkürzen…)
Bild Martina Trimmel |
VP mit Trommeln und die Gaudi geht weiter… Nochmal hoch… Ich
werde schnell von Christoph überholt… sein Tempo hätte ich in diesem Moment
gerne!
Wir gehen hoch. Schwarzen
Wolken, es ist schwül und warm… Ich muss ehrlich sein, ich fühle mich nicht so
sicher… Ich weiß ich kann nicht mehr so schnell laufen und wir sind jetzt für
gute 10k in einer echt exponierte Lage… Ich versuche mich abzulenken und die
Landschaft zu genießen (Großglockner, Zell am See, Hochkönig, Steinernen Meer…),
aber ich sehe nur noch diese Wolken… Warum sehe ich heute alles so schwarz???
Bild Martina Trimmel |
Ich frage jeden Bergretter, ob wir die Ersatzstrecke nutzen
werden… Ihre Antwort bleibt klar: „Du nicht, Du bleibst auf der Strecke…“
Laufen will ich nicht mehr, stehenbleiben auch nicht… ich gehe also doof
weiter… Ich komme nicht vorwärts und trotzdem werde ich kaum überholt… Der Weg
ist kein Kinderspiel.
Bild Tom Gläser |
Endlich geht es runter, endlich kann ich die Beine lockern…
.und dann BOOOOOOOOOMMMMM. Das Gewitter geht los! Erste Gedanken: Wo ist ANNA?
Sie wird mich umbringen…. Ich habe sie hierher gebracht, und jetzt steht sie
allein auf dem Kamm!!! Ich hasse mich…
Bild Sportograf.com |
Gehe langsam weiter und plötzlich höre ich:
„SSSCCCCCHHHHHAAAATTTTTZZZZZZ!!!!“ Die Anna ist da in meiner Rücken, sie
ballert runter. Sie ist die erste Frau!!! Großes Lächeln… alles bestens. Ich
habe auch plötzlich wieder Kraft und laufe hinterher, ich will ihren
Zieleinlauf sehen oder zumindest sie nicht zu lange unten allein lassen… Ich
bin erleichtert, sie ist nicht im Gewitter…
Ich merke schnell ich kann nicht folgen… mein tempo so 4:30
reicht leider nicht!!!!
Sie ballert weiter, ich kämpfe um sie im Blick zu behalten…
Es scheint zu funktionieren!
Wir laufen Richtung Kirche… oder besser gesagt: Sie läuft Richtung
Kirche und ich laufe ihr hinterher…
Und endlich komme ich an… Sie ist bereits auf der Bühne! Die
neue Hochkönigin!!!
Ich bin so stolz! Krasse Leistung, die sie da gebracht hat!
Wir verpflegen uns reichlich, erzählen viel und genießen den
Moment. So etwas passiert nicht jeden Tag.
Wir fahren zur Wohnung… Duschen, essen und zur Siegerehrung.
Es ist immer noch Gaudi. Großartig!!! Annabel und Björn sind auch da und happy
mit ihren Lauferlebnissen.
Anna bekommt eine riesen Krone, Bier und eine Brezel ;-)
Wir fahren heim… ich bin nur noch ein Wrack… Will schlafen…
Sonntag. Wir stehen auf, Chaos beseitigen, frühstücken und wir
gehen Richtung Skyrace… WOW!!! Das ist krass. Mir wäre die Strecke noch zu
heftig aber so just for fun da entlangzugehen ist unglaublich schön. Ich will
weiter. Hoch ist kein Problem… aber runter spüre ich die 90k, und noch viel
mehr die 5700 Höhenmeter bergab!!!
Wir fahren noch mal zum Ziel um den Helden des Skyraces zu
gratulieren… Das sind echte Helden. So eine Strecke, echt mutig! Respekt.
Mein Kopf ist noch da oben. Ich bin in der Wiese, im Geröll
und genieße die Ruhe der Berge. Ich mache die Augen zu und wir leben glücklich
irgendwo da oben, Mitte in der Natur mit unseren Trailschuhem als einzigem
Besitz. Ach, und meiner Stirnlampe natürlich.