Mittwoch, 21. Juni 2017

Schwarzwald Westweg


Bilder folgen noch...

SWWW Schwarzwald Westweg… was für eine Wahnsinnstrecke.

Wenn man mir über Wanderwege erzählt, denke ich immer an breitere Wege, Forstwege… Ich hatte schon mich beim KoBoLT geirrt, auf dem SWWW nochmal…

Im Dezember melde ich mich bei Jens Lukas, um unter seinem Orga bei diesem Freundschaftwettkampf mitzulaufen. Die Spielregeln waren klar: 4 Tage, 4 Etappen zwischen 60 und 90k, keine Verpflegung, keine Zusatzmarkierung, die Tracks standen zur Verfügung. Er wusste dass es sehr hart werden würde, aber der Trainingseffekt wäre enorm.

Ich war begeistert.


Freitagfrüh ging es los. Abgesehen von 2-3 bekannten Gesichtern kannte ich niemanden von den Auserwählten.

Um 10 Uhr verlassen wir Pforzheim bei angenehmen Sonnenschein, mit dem Ziel in 4 Tage in Basel zu sein.
Direkt am Start finde ich das Tempo sehr schnell. Ich kann mich nicht ohne Anstrengung nach vorne absetzen…
Die Kilometer sammeln sich schnell, die Höhenmeter auch. Dafür wird es immer kälter. Ab k25 bei 750 üNN muss ich bereit meine Jacke auspacken… Ich werde nur am Tag 3 zeitweise ohne laufen…

Angekommen über Bad Herrenalb, wo ich regelmäßig trainiere: Schnee… Darüber hinaus fängt es an zu schneien… April, April der macht was er will! Mir ist kalt, ich laufe weiter und es schneit immer heftiger… Endlich erreiche ich den Hohloturm, und darf runter rasen ins Tal. Wo es warm ist. Kurze Pause unten, Wasser fühlen und direkt wieder steil hoch zurück in die Kälte. Zum Glück ist es fast vorbei. Nach knapp über 7h komme ich am Gasthof Zum Große Tanne an. Ich bin fertig! Wie kann ich bis morgen erholen? Wie kann ich morgen die 90k mit 3000hm überwinden???

Hartes Leben!^^ Ich gehe schnell duschen, Compex, essen, trinken, versuche zu schlafen… Nach so einer Belastung ist das gar nicht so einfach…

Samstag, Tag 2: da ich gestern als erster im Ziel war, darf ich 25min später starten. Heute geht es auf die Königsetappe. Alles ist gefroren, aber die Sonne scheint. Anna begleitet mich für die ersten Kilometer: wir laufen zur Hornisgründe: höchste Spitze des Nordschwarzwalds. Der Blick ist ein Traum! Mummelsee und weiter… Nach 3,5h fange ich an die andere einzuholen. Ich bleibe beeindruckt, wie schnell und fit die Truppe ist! Unglaublich! Kurz vor der 50k-Marke bin ich wieder vorne. Ich werde niemanden mehr wieder sehen. Wie am Tag davor, kommen die heftigen Steigungen im letzten Drittel der Strecke. Heute heißt sie Pfarrenkopf. Hartes Ding! Sauteil teilweise aber immerhin schneefrei! Am k83… 7k vor dem Ziel, falle ich… oder genauer gesagt crashe ich in einem Tiefpunkt. Ich habe kein Bock mehr. Es bleibt mir nur noch übrig zu sitzen und essen… Ich denke darüber nach warum ich so was tue… keine Antwort… naja um zumindest Anna am Gasthof zu sehen… OK, es lohnt sich, ich starte wieder los! Kurz nachher bin ich am Gasthof… 2. Etappe gepackt, wieder gewonnen.
Wie am Tag davor wird jede Minute Regeneration genutzt… Essen, trinken, Compex, Briefing, schlafen…

Sonntag, Tag 3: Sprint-Etappe… 60k!
Um 09 Uhr dürfen wir bei strahlender Sonne starten. Es ist ein Traum!!!
Anna begleitet mich wieder auf 10k. Echt schön! Wir laufen wie blöd vorne, ich fühle mich heute verdammt gut! Alles perfekt! Gegen Mittag gönne ich mir eine nette Mittagspause auf einer Wiese direkt am Bach. Bevor die große Steigung anfängt, der Feldberg! Ich rufe kurz Anna an. Ich bin wirklich entspannt!
Eingekommen auf dem Feldberg ist das Blick traumhaft! Man kann nicht nur den ganzen Schwarzwald sondern auch die 4000 der Alpen sehen! Ich genieße den Moment und lasse die Beine runter rasen zum Ziel, die Sonnenterasse der Jugendherberge in Todtnauberg. Toller Tag. Und es ist noch so früh am Tag, endlich habe ich Zeit zu erholen!!! Heute wird viel erzählt, gequatscht, gelacht. Wir wissen: nur noch eine Etappe… nur noch 70k.




Montag, Tag 4, die Erlösung…
Was für eine Überraschung als wir aufstehen: Es schneit!!! Kein Pseudoschnee, der sofort schmelzt sondern riesige Flocken, die liegenbleiben… Frühstücken und los… Ich mache mir echt Sorgen… wie werden wir es schaffen? Es ist sehr windig, echt kalt und es schneit immer heftiger…
Angekommen am Fuß des Belchens gibt es lustige Schilder: „Bei winterlichen Bedingungen Weg gesperrt, Lawinengefahr“… Hm, was soll ich machen??? Ich bin bereits alleine vorne, ich muss den Pfad freilaufen… Niemand war vorher auf dem Weg… ich kämpfe mich hoch durch 15-20cm neue Schnee mit dem Wind, der mir ins Gesicht schlägt… An der Spitze des Belchen halte ich keine Sekunde, ich friere und rase schnell nach unten… Werden die anderen es auch durch das Schneegestöber schaffen??? Nach 25k treffe ich dem Vater von Benedikt. Ich melde die Bedingungen und warne ihn vor, es wird viele Aussteiger geben…
Ich gehe weiter Richtung Blauen. Es schneit weniger. Dieses Mal gibt es einen Weg, aber das sind keine Maibedingungen…
Ich kämpfe mich hart hoch und treffe dort Maya. Alle sind noch unterwegs… ich bin ungläubig, was für eine Willensstärke!!! Ich will in der Rheinebene, dort ist es bestimmt wärmer…



Sobald ich endlich unter 750üNN bin gönne ich eine Päuschen. Kurz essen, revue passieren lassen, was gerade passiert ist, dann weiter! Ich will es finishen. Ich kann es… bestimmt! Rheinebene erreicht. Laut dem Profil nur noch 2 Hügel… Ich entscheide nur noch zu laufen… Ich schaffe es fast…. Naja nur fast…
Am Spitze des letzten Berg kommt Anna mir entgegen. Zum Glück. Ich bin fix und fertig. Kein Saft mehr. Wir reden und sie zwingt mich mein Tempo zu halten… ein letztes Mal bergab und dann noch ein langer flacher Abschnitt Stück, das nicht enden will… wir sind endlich im Tierpark, nur noch 600m und es ist vorbei. Ich habe es geschafft. Was für ein Tag, was für ein Rennen!!! Ich habe es geschafft! Und unter 30h! Ich bin erschöpft, aber erleichtert!

Umziehen und auf die Mitläufer warten. Alle Maschinen! Die Herausforderung von Jens zu überwinden ist wirklich nur was für fortgeschrittenen Läufer. Ich gratuliere jedem ganz Herzlich. Die von Jens ausgewählten Läufer sind wirklich unglaublich starke Läufer! Ich hatte nicht erwartet, dass es so schwer werden würde!!! Aber wenn ich ehrlich bin, seitdem ich ihre Statistik bei der DUV angeschaut habe, verstehe ich: alle sind Podestplätze gewohnt und vor allem auf Straße sehr stark! So gesehen war ich der Outsider!


Das Rennen ist jetzt ein paar Tage her. Es bleibt ein unvergessliches Ereignis!
Am Dienstag ging es mir erstaunlich gut, aber am Mittwoch hat sich mein Körper (mit Recht) gerächt… Ich war komplett KO. Nichts funktionierte wirklich…
Seitdem geht es wieder besser. Ob ich dieses Wochenende schon Wettkampffähig sein werden, wird sich noch zeigen! Aber egal ich habe bereit mein Ereignis für Mai erreicht!

He is able who thinks he is able