Mittwoch, 12. Juni 2019

DM Ultra beim Keufelskopf Ultra Trail


Keufelskopf ist nicht für seine Berge bekannt, sondern mehr für seine Brennnesseln und seinen schrägen Veranstalter Eric! Hier ist mein Erlebnisbericht zur deutschen Meisterschaft.

Seit jetzt fast 2 Jahren bin ich nun Deutscher und klar wollte mal an der DM teilnehmen. Diese wurde dieses Jahr beim KUT in Reichweiler in der Pfalz ausgetragen.

Vor 6 Jahren war ich bereits auf der Strecke und war beeindruckt, mit wieviel Liebe Eric Wege aus dem Nichts zusammengebastelt hatte! Auf seinen Wegen fühlt man sich der Natur besonders nah! Das ist in Deutschland fast einzigartig. Für mich ist der KUT ein ähnliches Rennen wie der KuSuH… nur kürzer.

Samstag 03:20, Zeit aufzustehen. Unsere Motivation ist so hoch wie der Stand der Sonne…
Als die Jugend von Party zurückkommt sitzen wir bereits im Auto nach Reichweiler… Es ist noch dunkel. Es regnet. 

Um 6Uhr sind wir da und werden von einem bissigen Wind empfangen. Normalerweise ist die Veranstaltung als Hitzeschlacht bekannt. Dieses Jahr starten viele Läufer mit Jacke und / oder Ärmlingen… Läufer in langer Hose gibt es hier immer, denn außer Brennnesseln erwarten einen auch Zecken am Wegesrand.

Um 07 fällt der Startschuss. Ich starte vorne zusammen mit Martin, André und Max. Ich weiß dass ich nicht lange folgen können werde, aber so können wir ein wenig quatschen. Sobald die Spitzengruppe im Uphill ernsthaft beschleunigt, lasse ich mich zurückfallen. Ich merke bereits, dass mir hunderte von Trainingskilometer fehlen. Es ist leider so. und ich bin glücklich heute überhaupt die Startlinie erreicht zu haben!
Nach 19km ist die erste kleine Schleife erledigt. Ich habe 5min Rückstand. Alles gut! Ich fühle mich noch ganz gut.

Erst jetzt geht es wirklich los, die nächste 10km sind eine perverse Abwechslung zwischen steile An- und Abstiege. Brennnesseln und Steine, die Wege so schmal und schräg dass kaum ein Fuß darauf Halt findet. Meine Fußgelenke leiden. Der Schmerz will nicht aufhören. Ich versuche mich abzulenken und quatsche mit Marcel Dahringen. Wir kennen uns von KuSuH und vom Schwarzwald Westweg. Er ist schnell, sehr schnell…. Heute zu schnell für mich aber egal…

Zweite Verpflegung erreicht, es wird leichter, laufbarer. Das macht mir das Leben auch nicht einfacher aber egal. Für mein Team will ich weiter kämpfen, für mein Team möchte ich, dass wir auf dem Podest landen und ich quäle mich weiter.

VP 3 (Baumholder): ich nutze mein Meltonic Pulver und fülle meine Flaschen. Ach ja ich habe vergessen zu sagen, die Besonderheit des Rennens am VP gibt es NUR Wasser. Also ein isotonisches Getränkepulver ist heute echt Gold wert!

Der weiteste Punkt der Strecke ist erreicht! Nur noch zurück! Am k55 bin ich 13ter. So weit hinten, das kann ich nicht akzeptieren! Ich fange an, wirklich zu pushen. Ich versuche meine Füße zu vergessen… Die schreien! Egal, weiter… Ich renne, renne, renne so schnell, wie es geht. Letzter VP. Ich bin 9ter. Ich zwinge mich zu laufen aber irgendwann ist es Schluss. Die Bänder wollen nicht mehr weiter strapaziert werden. Ich muss gehen…. So schnell wie möglich, aber gehen…

Ich habe den Eindruck, die Verfolger hinter mir kommen zu hören. Mit  letzter Überwindung zwinge ich mich die letzten Kilometer zu joggen….
Bald kommt der Schild „1500m bis zum Ziel“! Ich drehe mich um: NIEMAND. Vorne sind aber noch zwei in Sichtweite…. Ich beschleunige ein letztes Mal… bei 1300m sind sie hinter mir… die beiden gehörten aber leider zum Marathon…
500m bis zum Ziel, letzter Anstieg, 200m zum Ziel! Anna und Christian sind da…. Ein Lächeln und ich überquere die Ziellinie…

Heute war es hart aber ich habe es geschafft. 78km mit 3000hm. 9. Platz bei der DM!

Ich bedanke mich bei Eric: Eric du hast keine Berge vor der Haustür, aber du weißt was Trailrunning bedeutet und man sieht mit wieviel Liebe du eine wunderbare Strecke gebastelt hast! Danke!

Ein wenig später ist Pia da. Sie wird deutsche Meisterin. Wieder! Ich gratuliere, großartiges Rennen!

Wir verbringen den Abend mit dem LRC Team und genießen die Gespräche bei Bier (Alkoholfrei!!!) und Lyoner Pfanne.

Kurz vor Mittenacht sind wir zuhause. Fast 24h wach, aber was für ein Tag. Ich weiß nicht, wohin uns die DM nächstes Jahr bringen wird aber bei Eric möchte ich noch einmal starten… und das nächste Mal heil und trainiert!