10 Jahre wohne ich jetzt schon in Karlsruhe. Laufen tu ich
genauso lang. Und dennoch bin ich noch nie in Rheinzabern gelaufen, diese
zunächst unscheinbare Winterlaufserie auf der anderen Seite des Rheins, die
aber für Rekordstarterzahlen und Bestzeiten bekannt ist. Warum war ich nie
dabei? Zu spät im Jahr, zu müde, zu kalt oder einfach zu faul?
Dieses Jahr (eigentlich wie jedes Jahr) glaubte ich fest
dran, dass endlich die Zeit für einen Start in Rheinzabern kommen würde.
Die Saintélyon hatte ich in meiner Kalkulation etwas
unterschätzt, aber egal. Irgendwann musste ich hin.
16.12. alles ist schneeweiß. In Karlsruhe hat es ordentlich
geschneit… einzigartig. Natürlich will ich lieber auf meinem Hausberg laufen…
Es ist dort schöner, entspannter, einfacher.
Ich halte an meinem Vorhaben fest. Es kann nur gut tun,
bekannte Gesichter wieder zu sehen. Die letzten Wochen auf der Arbeit waren
sehr nervenaufreibend, Ärger, wochenlang Unklarheiten, Wut,... mit anderen zu
laufen, so zu tun als ob alles gut wäre kann nur helfen…
Also gen. Rheinzabern. Ich komme bei starker Schneefall an.
Die Straße ist glatt und rutschig… Bestzeiten kann man heute vergessen. Wie erwartet
treffe ich schnell bekannte Gesichter. Es tut mir gut. Ich stehe in der 5.
Reihe an der Startlinie…
Pang und los. Alle stürmen los, ich laufe einfach mit, 3’30
scheint OK…
1k, 2k, 3k ich werde immer langsamer, werde immer öfter
überholt… ich kämpfe weiter… ab k4 kämpfe ich nicht mehr… Warum auch? Mein Kopf
ist nicht da und voller Wut! Mein Körper braucht aber diesen Kopf um vorwärts
zu kommen… Mein Wettkampf ist zu Ende, ich kann nicht im Kopf doppelt kämpfen.
Also entspanne ich mich und laufe so wie es geht…
Nach über 40‘ Rutscherei erreiche ich die Ziellinie. Die
Zeit ist grottenschlecht. Mir ist es egal, ich habe zumindest etwas getan und im
Kopf geht es mir einen Tick besser. Schnell umziehen und ich gehe noch einen
Arbeitskollegen mit seinem Sohn anfeuern! Dann nach Hause…
Essen und direkt mit ANNA im Schnee wandern gehen…
Diese Ruhe tut mir gut. Ich weiß jetzt auch, dass ich was ändern muss.