Donnerstag, 12. Oktober 2017

Offener Brief an FAZ

Als der Artikel am 11.09.2017 rauskam, schrieb unverzüglich an FAZ...
http://www.faz.net/aktuell/technik-motor/trail-running-am-mont-blanc-15190815.html

Natürlich kam kein Antwort... So sieht FAZ unser Sport. Naja über Technik und Motor habe ich auch keine Ahnung... Zumindest schreibe ich nichts darüber!

Lieber Walter Wille,

ich habe Ihre Artikel „Geht’s noch?“ in FAZ gelesen…

Zunächst, was macht dieser Artikel in der Kategorie: Technik und Motor… Ultratrail ist ein Sport… Zwar ist die Ausrüstung wichtig, nichts destotrotz die Artikeln über Triathlon landen beim Sport… Dort gehört auch Ultratrail!

Darüber hinaus, bin ich im Gegenteil zu Ihnen ein Ultratrailer. Es heißt: ich laufe in der Natur, ich laufe lange Strecke (über 50km), und ich kenne diese Welt! Von daher, finde ich, im Gegenteil zu Ihnen, darf ich darüberschreiben.

Sie schreiben: „Will man ausgemergelte Gestalten sehen, die richtig fertig sind, verdreckt und so entkräftet, dass sie kaum noch ein Lächeln zustande bringen, die aus dem Knie bluten und wie Galeerensklaven riechen, dann kommt man Ende August/Anfang September im Ortskern von Chamonix am Fuße des Mont Blanc voll auf seine Kosten. Auf der Place du Triangle de l’Amitié schleppen sie sich ins Ziel, die Ultra-Bergläufer.“ Ganz ehrlich waren Sie vor Ort oder ist es Ihre Vorstellung solcher Veranstaltung. Ich war dabei. Ich war vor Ort. Ich war sowohl am Start, als auch unterwegs und am Ziel. Ich habe Menschen gesehen, die am Start geweint haben, so stark ist die Emotion. Ich habe unterwegs Menschen gesehen, die gelitten haben, weil die Strecke gnadenlos ist, weil das Wetter dantisch war aber deren Willen so groß ist, dass sie immer weitergegangen sind. Ich habe am Ziel Menschen gesehen, die geweint haben. Die sind die letzte Hundertmeter noch gelaufen, sie waren stolz von sich, sie waren glücklich, sie haben gelächelt, sie hatten ihr Ziel erreicht! Und diese Helden wurden akklamiert!

Diese Menschen haben in ihren Leben sich ein Ziel gesetzt, immer ganz viel geopfert um diese Ziel zu erreichen. Sie haben für Ihre Träume gekämpft. Diese Menschen sind wie Sie, nur mit einem starken Willen, nur mit Träumen, nur mit einem Ziel, die man nicht kaufen kann!

Engstellen wirken wie ein Flaschenhals, Schnellere kommen kaum vorbei an den Keuchenden und den Kriechenden“… damit bin ich überzeugt, dass Sie nicht dabei waren. Als die Strecke enger wird, hat sich bereits das Feld gezogen… Keuchenden und Kriechenden? Welchem Bild haben Sie von unserem Sport? Vielleicht sollten Sie bevor Sie solche Wörter nutzen um einen Artikeln zu erbrechen von Ihrem mechanischen Sport aussteigen und mit eigenem Augen diese echte Sportler sich anschauen.

Ihre Verfolgerin jedoch, die Schweizerin Andrea Huser, befand sich am Ende „in einem traumartigen Zustand“, wie sie sagte, so dass sie gar nicht mitbekam, dass sie noch hätte überholen können.“ Haben Sie wirklich diese Wörter gehört oder wieder geträumt. Ich habe mit Andrea persönlich gesprochen. Sie meinte bis 2km vor dem Ziel, wusste Sie selbst nicht, wie weit Nuria war. Dort hat Sie erfahren, dass Sie keine 2min hinterher ist. Sie wusste nicht mehr was zu tun. Sie wollte auf keinen Fall Nuria überholen, und hat überlegt mit Nuria zusammen übers Ziel zu laufen… Und die Idee weggelassen. Sie hat mit Absicht die 2. Platz akzeptiert. Beim Ultratrail, überhol man sich auf dem letzten Meter. Es geht nicht um Sekunden. Aber um es zu wissen, sollte man schon sich damit professionell beschäftigen!

Eine kleine Korrektur möchte ich noch einfügen. „Beim UTMB handelt es sich um den abschließenden Höhepunkt einer ganzen Serie von Läufen am Mont Blanc innerhalb einer Woche. Die kürzeren messen 56 bis 119 Kilometer.“ Darüber hinaus gibt es ein Rennen mit 290km.

Die Paragrafen „Extremes Wetter verlangt extreme Ausrüstung„ und „Das Gewicht ist präzise kalkuliert“ sind richtiger geschrieben. Es ist fast erstaunlich!

10.000 Kalorien“ fürs UTMB… Es ist ganz interessant, scheint viel, ist aber deutlich weniger als der tatsächliche Verbrauch… Ein UTMB brennt ca. 20.000 Kalorien… Naja, fast richtig aber trotzdem wieder falsch!

Die Besten dieses Sports schlafen nicht, gehen selten, laufen dafür auch in den Anstiegen, erreichen bergab halsbrecherisches Tempo.“ Schon wieder kann ich Ihnen nur dringend empfehlen, einmal auf der Strecke zu gehen. Einmal in einer Steigung, die Leute anzufeuern (sie werden sich davon freuen) und merken: die Elite geht viel. Sehr viel. Zwar Ihre Gehgeschwindigkeit, ist nicht mit der durchschnittlichen Wanderer zu vergleichen. Laufen tun sie aber nicht immer. Besonders beim UTMB…

Zum Schluss, „Und nicht ans Stürzen zu denken“. Vielleicht hätten Sie am Stürzen denken sollen, bevor sie sich als Trailexpert verkauft haben. Hier sind Sie ordentlich gestolpert.

Sportliche Grüße

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