Andorra, Andorra, zunächst einmal das Land: Nur 468km² groß,
aber dafür stark profiliert. Es ist ein Sportland! Sportanlagen gibt es überall
und nicht nur für Fußballspieler, nein auch und noch mehr für Bergsportliebhaber!
Ein Traumland für Trailläufer, die steep steep steep lieben!
Zur Vollmondzeit in der zweiten Juni- oder ersten Julihälfte
findet hier der Andorra Ultra Trail statt, ein riesiges Trailrunfest. Für ganze
5 Tage lebt das Bergdorf Ordino allein für seine Trailrunner: 6
Wettkampfdistanzen und 3000 Läufer, die alle samt in Ordino starten und, wenn
alles glatt läuft auch hier finishen. Weltbekannt ist die Distanz „Ronda dels
Cims“ mit ihren 170km und 13500hm. Dabei darf man einmal das ganze Land
umrunden. Eine wahrhaftig traumhafte Strecke, die alles bietet: Wald, Geröll,
Wiesen, Felsen, Kletterpassagen, wunderschöne Ausblicke, eine perfekte
Markierung und Verpflegungsstellen vom Feinsten, begeisterte Menschen an der
Strecke, meistens Sonne und garantiert Vollmond, aber auch Regen, Hagel und Gewitter…
Neben der „Königstrecke“ werden weitere anspruchsvolle
Strecken angeboten: Euforia (233k/20.000hm), Mitic (112k/9.700hm), Celestrail
(83k/5.000hm), Marato (42k/3000hm) und Solidaritrail (10k/750hm).
Ich wollte die Ronda dels Cims laufen, musste mich aber
einer Überlastung beugen. In Absprache mit meinem Coach Michael Arend,
entschied ich nur bis zum VP1 zu laufen… Nach 2h50 war mein Abenteuer beim
Andorra Ultra Trail somit vorbei… Dafür habe ich allen Grund wieder zu kommen
und ich freue mich darauf.
Darüber hinaus können ich damit Katrin, unsere super
Läuferin von Team, die den Mitic erfolgreich gelaufen ist anfeuern und Antoine Guillon der Gewinner von der Ronda
auf die letzten Meter begleiten. Ich könnte auch am Sonntag während eine
wunderbare Wanderung (18k mit 2.000Hm) mit Anna die Läufer von Euforia auf
ihren letzten Kilometer treffen. Echte Helden!!! Bis 113h in den andorrischen
Bergen ohne Markierung als 2. Team über technischsten Wege! Viel waren einfach
begeistert endlich Leute zu sehen! Es wäre für mich ein Traum sowas laufen zu
können, ich werden mich aber nicht zutrauen! Respekt!
Sieger der Ronda wurde der Franzose Antoine Guillon, dessen
Ziel es übrigens ist 10mal in Folge bei der Diagonale des Fous in den Top 4 zu
landen, wow. Katrin, unser Nordlicht im trail magazin Team, finishte den Mitic
erfolgreich als fünfte Frau. Ich feuerte
am Sonntag während einer wunderbaren Wanderung (18k mit 2.000Hm) die Läufer von
Euforia auf ihren letzten Kilometer an. Echte Helden!!! Bis zu 113 Stunden in
den Bergen Andorras, keine Markierung, auf technischsten Wege, jeweils als
Zweierteam! Die meisten waren einfach begeistert endlich wieder Menschen zu
treffen! Für mich wäre es ein Traum so etwas laufen zu können, derzeit trau ich
mir das aber nicht zu! Respekt!
Nach der Rennen kam der verdiente Urlaub! Und was für ein Urlaub!!!
Eine Woche in den Bergen, eine Woche, in der wir uns die
Beine gebrochen haben!
Zunächst die Wohnung in Pas de la Casa: Die Skistation ist
zwar alles andere als schön, aber wohnen bei 2200müNN kann man nicht überall.
Am Montag weckte uns Gewitter, das Dorf war komplett in den
Wolken. Wir wollten eine kleine Runde drehen… Klein heißt max 3-4h ;-)
Laut Wettervorhersage sollte es erst wieder ab 15 Uhr
gewittern! Sehr gut. Also los… wir liefen gemütlich die Strecke der Ronda… Es
war stark bedeckt, etwas windig, aber so weit so gut… Wir hatten den Pass Port
Dret im Blick. Eine nebelartige Wolke kroch über den Bergkamm, sah irgendwie
nicht gut aus. Anna entschied (mit Recht) umzukehren und war nicht umzustimmen…
Enttäuscht dass wir dem schönen Pfad zum Pass nicht weiter folgten, lief ich
ihr hinterher… wir hatten dem Pass kaum den Rücken gekehrt, da fing es auch
schon an zu donnern… Shit! Wir steuerten den Pass Richtung Dorf an… Das Gewitter
war uns hinter uns… Kurz vor Erreichen des Kamms, sahen wir dass die Blitze
nicht nur hinter uns einschlugen!!!
Wir fingen an runter Richtung Schlucht zu ballern… es fing
an zu hageln… Golfbälle!!! Weiterrunter… auf einem Mal war das Gewitter über uns
und die Blitze keine 300m entfernt. Wir hocken da, zusammengekauert, den Kopf
auf den Knien, die Stöcke weggeworfen, Uhr aus, weit voneinander und warteten…
Eine Ewigkeit… Der Hagel wurde von heftigem Schneeregen abgelöst…
Irgendwann war das Gewitter ein Stück weitergezogen. Wir setzen
die Flucht in das Tal fort. Immer den Berghang runter, weglos. Irgendwann gab
es keine andere Möglichkeit als in einer engen Schlucht im Fluss
runterzuklettern. Der Berghang wurde zur Klippe, im Fluss konnte man sich zumindest
von Stein zu Stein runterstützen. Ich sollte Dips in mein Trailtraining
integrieren… Im Wasser teilweise bis zu Hüfte. So erreichten wir irgendwann
unseren Hinweg. Pas de la Casa war kein 3km weit! Und Bang! Die zweite
Gewitterwelle… Wir blieben am Hang und warteten. Die Blitze waren uns direkt
gegenüber auf der anderen Talseite… ca. 500m. Bang, bang, bang, und wieder
Hagel… Sobald es ruhiger wurde, liefen wir Vollgas den Weg hoch zum Dorf… Erschöpft
und klatschnass flüchteten wir in das nächste Geschäft und warteten, dass die
inzwischen dritte Gewitterwelle vorbeizog… Unter heftigem Regen gingen wir
endlich heim… 30min heiße Dusche reichte nicht aus, um uns wieder Kraft zu
geben. Wir blieben den Nachmittag zu Hause. Es war sowieso 15 Uhr… Das Gewitter
sollte jetzt eigentlich erst anfangen… Doch gewittert hat es dann die ganze
Woche nicht mehr… Wir haben es überlebt.
Dienstag,
Noch traumatisiert von unserem Gewitterabenteuer entschieden
wir uns für eine kleine Runde mit zahlreichen Rückkehrmöglichkeiten… Riu
d’Incles.
Frühmorgens gingen wir los, gemütlich durch dieses wunderschöne
Tal, das für den Autoverkehr gesperrt ist! Wie so oft in Andorra regiert hier
die Natur! Spuren von Menschen gibt es keine, oder fast keine… Genauso wenig
wie Wegmarkierungen ;-) Ein kleiner Weg hoch zu See. Wir verliefen uns ein paar
Mal, gingen über Klettersteige und kamen auf einem bekannten Wanderweg zurück
zum Ausgangspunkt. Alles easy heute, das tat verdammt gut!
Mittwoch,
gut erholt und mit guter Wettervorhersagen im Gepäck ging es
auf eine längere Tour: der erste Teil auf den Spuren der Ronda: Pas de la Casa,
Coll d’Isard, Porte Bianca, Eperviers, Illia. Dann bogen wir auf die Mitic ab: Pessons,
Grau Roig! Lange Rede kurzer Sinn: Es war ein Traum! Ab dem Coll d‘Isard, pure
fast unberührte Natur, frei laufend Kühe und Pferde mit zahlreichen Kälbern und
Fohlen.Die Wege kaum zu erkennbaren, nur noch wir und die Berge! Endlich leben
wir. Wir genießen das Traumhafte Wetter und die Ausblicke, können wir nicht einfach
für immer hier bleiben???
Ich denke die Bilder sprechen für sich.
Donnerstag, Erholungstag…
Wir wollen die Berggipfel direkt bei Pas de la Casa
erkunden… Eine Kette von mehreren 2800ern. Fels, Wiese, Geröl, nur die Adler über
uns… Erholung im Paradies.
Freitag, Comapedrosa
Der Comapedrosa ist die Spitze des Landes, 2942müNN, fast so
hoch wie die Zugspitze…
Wir starten ganz früh von Arinsal (Die
Gewitterwahrscheinlichkeit ist morgens geringer als abends. Es ist zwar blauer
Himmel aber wer weiß, vllt hüpft doch irgendwo ein Gewitter über die
Bergkante). Bis zur Spitze sind es nicht mal 6k… gespickt mit 1300hm… Bis zur
Hütte Pla d’Estany geht alles gut, die Wege sind einfach, nicht steil und gut
markiert… dann zeigt der Aufstieg sein wahres Gesicht: 70% Steigung, Gras,
Kies, riesige Felder von Gesteinsbrocken, Schnee. Wir versuchen den optimalen
Weg zu finden… kein Kinderspiel… Zum Glück kenne ich die Strecke der Ronda. Am
Pass gönnen wir uns einen Abstecher auf die benachbarte Spitze Pic Baiau. Von
hier können wir den Comapedrosa fotografieren! Von der Spitze des Landes haben
wir dann einen Ausblick über hunderte von Kilometern! Aneto, die höchste Spitze
der Pyreneen grüßt uns.
Wir steigen über die Strecke den ELS 2900 (und den Skyrace
Comapedrosa) ab… Ein technischere Skyrace-Strecke kann es wohl kaum geben!
Immer hart an der Fels-Kante!!! Bis zum Estany Negre, der noch teilweise im
Schnee ist, und dann ein angenehmer Abstieg zur Refugio. Kaffee, Crêpes und ein
Plausch mit dem Hüttenwirt… 4 vergleichbar einfache Kilometer warten noch auf
uns!
Wir lassen die Pferde los und rasen bis zum Auto! Was für
ein Tag, was für ein Erlebnis!!!
Samstag, letztes Tag
Seit Dienstag leben wir quasi unter wolkenlosem Himmel und
es geht so weiter.
Wir wollen noch mal zum Casamaya, noch einmal die Nordseite
besteigen.
Startpunkt ist dieses Mal der Coll d’Ordino. Es geht
zunächst über die Wiesen bergab, ein Stück Straße und dann hoch auf der Strecke
des Celestrail! Die zahlreiche Wanderstunden und Höhenmeter haben ihre Spuren
hinterlassen. Die Beine streiken. Am Coll d’Arenes angekommen, steigt Anna aus
und ich besteige den Pic D’estanyo alleine… Dies war der erste Gipfel für die
Helden der Euphoria! Extrem technisch, keine Chance zu laufen! Aber es ist auch
so schön, dass ich gar nicht laufen möchte!
Eineinhalb Stunden später bin ich zurück bei Anna und wir steigen
ein in den Klettersteig zum Casamaya. Irgendwie sieht es jetzt einfacher aus
als zu Beginn der Woche… Auch insofern haben die Wanderstunden der Woche ihre
Spuren hinterlassen… Oben genießen wir ein letztes Mal dieses wunderbare Land!
Was für ein Aussicht, was für Berge!
Wir lassen uns runterrollen… bis zum Auto.
Ich weiß, der Urlaub ist jetzt zu Ende. Good Bye Andorra,
ich hoffe wir sehen bald wieder. Danke für diese tolle Momente, danke für
dieses Glück, soviel Berge genießen zu können!
Danke an alle die, diese Reise ermöglicht haben und
besonders an Cims Magic für das tolle Event. Ohne dieses Event wäre ich
wahrscheinlich nie nach Andorra geflogen. Dank euch weiß ich, wo mein Glück
liegt.
Solltest Du diesen Bildern nicht glauben, überzeug dich
selbst: ein Flug nach Barcelona, 3 Stunden Autofahrt Richtung Norden, schau es Dir an. Du
wirst begeistert sein!
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