Sonntag, 30. Juli 2017

Andorra Mein Paradies!



Andorra, Andorra, zunächst einmal das Land: Nur 468km² groß, aber dafür stark profiliert. Es ist ein Sportland! Sportanlagen gibt es überall und nicht nur für Fußballspieler, nein auch und noch mehr für Bergsportliebhaber! Ein Traumland für Trailläufer, die steep steep steep lieben!
Zur Vollmondzeit in der zweiten Juni- oder ersten Julihälfte findet hier der Andorra Ultra Trail statt, ein riesiges Trailrunfest. Für ganze 5 Tage lebt das Bergdorf Ordino allein für seine Trailrunner: 6 Wettkampfdistanzen und 3000 Läufer, die alle samt in Ordino starten und, wenn alles glatt läuft auch hier finishen. Weltbekannt ist die Distanz „Ronda dels Cims“ mit ihren 170km und 13500hm. Dabei darf man einmal das ganze Land umrunden. Eine wahrhaftig traumhafte Strecke, die alles bietet: Wald, Geröll, Wiesen, Felsen, Kletterpassagen, wunderschöne Ausblicke, eine perfekte Markierung und Verpflegungsstellen vom Feinsten, begeisterte Menschen an der Strecke, meistens Sonne und garantiert Vollmond, aber auch Regen, Hagel und Gewitter…
Neben der „Königstrecke“ werden weitere anspruchsvolle Strecken angeboten: Euforia (233k/20.000hm), Mitic (112k/9.700hm), Celestrail (83k/5.000hm), Marato (42k/3000hm) und Solidaritrail (10k/750hm).
Ich wollte die Ronda dels Cims laufen, musste mich aber einer Überlastung beugen. In Absprache mit meinem Coach Michael Arend, entschied ich nur bis zum VP1 zu laufen… Nach 2h50 war mein Abenteuer beim Andorra Ultra Trail somit vorbei… Dafür habe ich allen Grund wieder zu kommen und ich freue mich darauf.


Darüber hinaus können ich damit Katrin, unsere super Läuferin von Team, die den Mitic erfolgreich gelaufen ist anfeuern und  Antoine Guillon der Gewinner von der Ronda auf die letzten Meter begleiten. Ich könnte auch am Sonntag während eine wunderbare Wanderung (18k mit 2.000Hm) mit Anna die Läufer von Euforia auf ihren letzten Kilometer treffen. Echte Helden!!! Bis 113h in den andorrischen Bergen ohne Markierung als 2. Team über technischsten Wege! Viel waren einfach begeistert endlich Leute zu sehen! Es wäre für mich ein Traum sowas laufen zu können, ich werden mich aber nicht zutrauen! Respekt!



Sieger der Ronda wurde der Franzose Antoine Guillon, dessen Ziel es übrigens ist 10mal in Folge bei der Diagonale des Fous in den Top 4 zu landen, wow. Katrin, unser Nordlicht im trail magazin Team, finishte den Mitic erfolgreich als fünfte Frau.  Ich feuerte am Sonntag während einer wunderbaren Wanderung (18k mit 2.000Hm) die Läufer von Euforia auf ihren letzten Kilometer an. Echte Helden!!! Bis zu 113 Stunden in den Bergen Andorras, keine Markierung, auf technischsten Wege, jeweils als Zweierteam! Die meisten waren einfach begeistert endlich wieder Menschen zu treffen! Für mich wäre es ein Traum so etwas laufen zu können, derzeit trau ich mir das aber nicht zu! Respekt!

Nach der Rennen kam der verdiente Urlaub! Und was für ein Urlaub!!!
Eine Woche in den Bergen, eine Woche, in der wir uns die Beine gebrochen haben!
Zunächst die Wohnung in Pas de la Casa: Die Skistation ist zwar alles andere als schön, aber wohnen bei 2200müNN kann man nicht überall.
Am Montag weckte uns Gewitter, das Dorf war komplett in den Wolken. Wir wollten eine kleine Runde drehen… Klein heißt max 3-4h ;-)
Laut Wettervorhersage sollte es erst wieder ab 15 Uhr gewittern! Sehr gut. Also los… wir liefen gemütlich die Strecke der Ronda… Es war stark bedeckt, etwas windig, aber so weit so gut… Wir hatten den Pass Port Dret im Blick. Eine nebelartige Wolke kroch über den Bergkamm, sah irgendwie nicht gut aus. Anna entschied (mit Recht) umzukehren und war nicht umzustimmen… Enttäuscht dass wir dem schönen Pfad zum Pass nicht weiter folgten, lief ich ihr hinterher… wir hatten dem Pass kaum den Rücken gekehrt, da fing es auch schon an zu donnern… Shit! Wir steuerten den Pass Richtung Dorf an… Das Gewitter war uns hinter uns… Kurz vor Erreichen des Kamms, sahen wir dass die Blitze nicht nur hinter uns einschlugen!!!
Wir fingen an runter Richtung Schlucht zu ballern… es fing an zu hageln… Golfbälle!!! Weiterrunter… auf einem Mal war das Gewitter über uns und die Blitze keine 300m entfernt. Wir hocken da, zusammengekauert, den Kopf auf den Knien, die Stöcke weggeworfen, Uhr aus, weit voneinander und warteten… Eine Ewigkeit… Der Hagel wurde von heftigem Schneeregen abgelöst…
Irgendwann war das Gewitter ein Stück weitergezogen. Wir setzen die Flucht in das Tal fort. Immer den Berghang runter, weglos. Irgendwann gab es keine andere Möglichkeit als in einer engen Schlucht im Fluss runterzuklettern. Der Berghang wurde zur Klippe, im Fluss konnte man sich zumindest von Stein zu Stein runterstützen. Ich sollte Dips in mein Trailtraining integrieren… Im Wasser teilweise bis zu Hüfte. So erreichten wir irgendwann unseren Hinweg. Pas de la Casa war kein 3km weit! Und Bang! Die zweite Gewitterwelle… Wir blieben am Hang und warteten. Die Blitze waren uns direkt gegenüber auf der anderen Talseite… ca. 500m. Bang, bang, bang, und wieder Hagel… Sobald es ruhiger wurde, liefen wir Vollgas den Weg hoch zum Dorf… Erschöpft und klatschnass flüchteten wir in das nächste Geschäft und warteten, dass die inzwischen dritte Gewitterwelle vorbeizog… Unter heftigem Regen gingen wir endlich heim… 30min heiße Dusche reichte nicht aus, um uns wieder Kraft zu geben. Wir blieben den Nachmittag zu Hause. Es war sowieso 15 Uhr… Das Gewitter sollte jetzt eigentlich erst anfangen… Doch gewittert hat es dann die ganze Woche nicht mehr… Wir haben es überlebt.

Dienstag,
Noch traumatisiert von unserem Gewitterabenteuer entschieden wir uns für eine kleine Runde mit zahlreichen Rückkehrmöglichkeiten… Riu d’Incles.
Frühmorgens gingen wir los, gemütlich durch dieses wunderschöne Tal, das für den Autoverkehr gesperrt ist! Wie so oft in Andorra regiert hier die Natur! Spuren von Menschen gibt es keine, oder fast keine… Genauso wenig wie Wegmarkierungen ;-) Ein kleiner Weg hoch zu See. Wir verliefen uns ein paar Mal, gingen über Klettersteige und kamen auf einem bekannten Wanderweg zurück zum Ausgangspunkt. Alles easy heute, das tat verdammt gut!


Mittwoch,
gut erholt und mit guter Wettervorhersagen im Gepäck ging es auf eine längere Tour: der erste Teil auf den Spuren der Ronda: Pas de la Casa, Coll d’Isard, Porte Bianca, Eperviers, Illia. Dann bogen wir auf die Mitic ab: Pessons, Grau Roig! Lange Rede kurzer Sinn: Es war ein Traum! Ab dem Coll d‘Isard, pure fast unberührte Natur, frei laufend Kühe und Pferde mit zahlreichen Kälbern und Fohlen.Die Wege kaum zu erkennbaren, nur noch wir und die Berge! Endlich leben wir. Wir genießen das Traumhafte Wetter und die Ausblicke, können wir nicht einfach für immer hier bleiben???
Ich denke die Bilder sprechen für sich.









Donnerstag, Erholungstag…
Wir wollen die Berggipfel direkt bei Pas de la Casa erkunden… Eine Kette von mehreren 2800ern. Fels, Wiese, Geröl, nur die Adler über uns… Erholung im Paradies.








Freitag, Comapedrosa

Der Comapedrosa ist die Spitze des Landes, 2942müNN, fast so hoch wie die Zugspitze…
Wir starten ganz früh von Arinsal (Die Gewitterwahrscheinlichkeit ist morgens geringer als abends. Es ist zwar blauer Himmel aber wer weiß, vllt hüpft doch irgendwo ein Gewitter über die Bergkante). Bis zur Spitze sind es nicht mal 6k… gespickt mit 1300hm… Bis zur Hütte Pla d’Estany geht alles gut, die Wege sind einfach, nicht steil und gut markiert… dann zeigt der Aufstieg sein wahres Gesicht: 70% Steigung, Gras, Kies, riesige Felder von Gesteinsbrocken, Schnee. Wir versuchen den optimalen Weg zu finden… kein Kinderspiel… Zum Glück kenne ich die Strecke der Ronda. Am Pass gönnen wir uns einen Abstecher auf die benachbarte Spitze Pic Baiau. Von hier können wir den Comapedrosa fotografieren! Von der Spitze des Landes haben wir dann einen Ausblick über hunderte von Kilometern! Aneto, die höchste Spitze der Pyreneen grüßt uns.
Wir steigen über die Strecke den ELS 2900 (und den Skyrace Comapedrosa) ab… Ein technischere Skyrace-Strecke kann es wohl kaum geben! Immer hart an der Fels-Kante!!! Bis zum Estany Negre, der noch teilweise im Schnee ist, und dann ein angenehmer Abstieg zur Refugio. Kaffee, Crêpes und ein Plausch mit dem Hüttenwirt… 4 vergleichbar einfache Kilometer warten noch auf uns!
Wir lassen die Pferde los und rasen bis zum Auto! Was für ein Tag, was für ein Erlebnis!!!













Samstag, letztes Tag
Seit Dienstag leben wir quasi unter wolkenlosem Himmel und es geht so weiter.
Wir wollen noch mal zum Casamaya, noch einmal die Nordseite besteigen.
Startpunkt ist dieses Mal der Coll d’Ordino. Es geht zunächst über die Wiesen bergab, ein Stück Straße und dann hoch auf der Strecke des Celestrail! Die zahlreiche Wanderstunden und Höhenmeter haben ihre Spuren hinterlassen. Die Beine streiken. Am Coll d’Arenes angekommen, steigt Anna aus und ich besteige den Pic D’estanyo alleine… Dies war der erste Gipfel für die Helden der Euphoria! Extrem technisch, keine Chance zu laufen! Aber es ist auch so schön, dass ich gar nicht laufen möchte!
Eineinhalb Stunden später bin ich zurück bei Anna und wir steigen ein in den Klettersteig zum Casamaya. Irgendwie sieht es jetzt einfacher aus als zu Beginn der Woche… Auch insofern haben die Wanderstunden der Woche ihre Spuren hinterlassen… Oben genießen wir ein letztes Mal dieses wunderbare Land! Was für ein Aussicht, was für Berge!
Wir lassen uns runterrollen… bis zum Auto.
Ich weiß, der Urlaub ist jetzt zu Ende. Good Bye Andorra, ich hoffe wir sehen bald wieder. Danke für diese tolle Momente, danke für dieses Glück, soviel Berge genießen zu können!



 
Danke an alle die, diese Reise ermöglicht haben und besonders an Cims Magic für das tolle Event. Ohne dieses Event wäre ich wahrscheinlich nie nach Andorra geflogen. Dank euch weiß ich, wo mein Glück liegt.

Solltest Du diesen Bildern nicht glauben, überzeug dich selbst: ein Flug nach Barcelona, 3 Stunden  Autofahrt Richtung Norden, schau es Dir an. Du wirst begeistert sein!

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