Als ich mich im Juni anmeldete war ich voller Vorfreude. Ein
solches Rennen als Saisonabschluss. Eine wunderschöne Ecke, die ich kaum kenne.
Was will man mehr…
Doch vor 4 Wochen, als ich mir den Ellenbogen geprellt hatte
(ja es ist schon gefährlich im Büro) hasste ich mich, dass ich mich angemeldet
hatte. Aber gut, wenn ich angemeldet bin, stehe ich auch am Start und danach
sehen wir weiter.
Nach 4-wöchiger Laufpause fuhr ich also nach Bonn. Das
Briefing findet in Haus am Rhein in Bonn statt. Von dort fahren wir mit einem
Oldtimer Bus gemeinsam nach Koblenz. Coole Sache. Stefan Lang, Anke Warlich,
Iwy sind auch da. Trotzdem schaffe ich es nicht, mich zu motivieren. Ich will
meine Laufpause weiterziehen.
Angekommen in Koblenz, ist es frisch aber das Wetter ist herrlich.
Irgendwie weckt es bei mir meine Lauflebensgeister. Vielleicht wird es doch was.
Michael, der Rennleiter, bringt uns zum Start. Ich bin ganz
hinten… Und dann geht es los, ich hole allein ein und nach 300m bin ich vorne.
Nach 350m biege ich aber schon falsch ab!
Ach ja fast, vergessen, die Strecke ist ein Wanderweg und
nicht besonders gut markiert für das Rennen. Das heißt, wir müssen
Minimikromarkierungen folgen wie diese hier:
Zum Glück habe ich ein GPS dabei, das werde ich später
vielleicht noch brauchen. Egal, ich nehme jetzt die richtige Richtung. Laufe 1k
weiter. Und wieder falsch… Genervt starte ich jetzt schon das GPS. Es wird doch
nützlich sein.
Ich hole wieder das ganze Feld ein und jetzt geht es
wirklich los! Ich fühle mich eigentlich gar nicht so schlecht. Die Wehwehchen am Po, Fußgelenk, Rücken
verschwinden nach 20k und ich fühle mich einfach gut. Ich bin in meinem
Element. Ich bin draußen!
Alles läuft so gut, dass ich vergesse (wie immer) zu trinken
und zu essen und komme komplett nüchtern am 1. VP (nach 35k!!!) Die Beine
schmerzen bereits und die Motivation ist schon wieder weg…
Essen, trinken und weiter, ich bin angeblich sehr zügig
unterwegs, niemand hat mich so früh erwartet. Zu schnell vom Start an, mal
sehen…
Ich laufe weiter und verspreche mir selbst, regelmäßig auf
der Uhr zu gucken, um zu essen! So geht es nicht weiter. Bald sehe ich wieder
den Rhein, es ist voll schön von da oben, fast gleichzeitig fange ich an die
100k-Läufer einzuholen. Ich finde es immer motivierend, nicht komplett allein
zu sein.
Es geht manchmal ganz steil hoch und dann hasse ich den Typ
der diese Strecke gemacht hat… Ich hasse ihn fast so sehr wie selbst, dafür
dass ich das laufen wollte!
Bald wird es dunkel, Lampe aufsetzen und weiter. Ich habe
mitgezählt: es sind noch ca. 7 100k-Läufer vor mir, die ich einholen könnte.
Zweiter VP (wieder 34k weiter! 69k für 2 VPs, nicht schlecht), ich bin dieses
Mal viel fitter, obwohl ich seit über 5k kein Wasser mehr habe… Viel trinken
und weiter. Verlaufen hier, verlaufen da und bald bin ich am VP 3. Das ging
aber schnell. Meine Beine schmerzen arg, die Motivation sinkt wieder. Dort ist
Tobias Krumm. Er hat bereits 2 Mal den Kobolt gewonnen und ihm gehört den
Streckenrekord. Er läuft heute die 100 Meilen Strecke. Er ist auch ziemlich
einsam unterwegs. Er meint ich wäre in den Streckenrekord-Zeiten und könnte es
sogar brechen.
Mehr brauche ich nicht, um wieder aufzustehen und weiterzulaufen.
Bonn, ich komme und zwar schnell. Ich fange an ein bisschen zu pushen, ernähre
ich mich immer noch wie ein Uhrwerk. Ich fühle mich gut, trotz der Uhrzeit (ca.
23 Uhr). Laufen verlaufen laufen verlaufen und bam VP4. Letzte VP. Trinken
Flasche füllen, weiter 3 Bergen noch. Ich rufe Anna an. Es ist gemein, da es
schon 1:30 Uhr ist…
Motivation sammeln. Steil hoch geht noch, runter geht super,
flach bleibt laufbar aber leichthoch ist echt schwer zu laufen. Die Uhr tickt,
weiter und weiter, schneller. Drachenfels, Berg 1 vorbei. Petersberg: Berg 2
vorbei, nur noch ein Berg… der tut weh. Egal, weiter. Es ist zäh aber ich
versuche weiter zu joggen. Bald komme ich in Bonn an, in 16 Stunden 15. Also
noch 20 Minuten um den Rekord zu brechen. Machbar. Ich laufe weiter und so
schnell wie ich noch kann. Jetzt bin ich am Rhein entlang nur noch ein paar
hunderte von Meter. Meine Beine wollen gehen, mein Kopf laufen. Also laufe ich und
laufe übers Ziel, am Haus am Rhein um 03:31, es heißt 16:31! 4 Minuten schneller
als Tobias. Das war wirklich knapp!
Der Erste von den 100k ist schon da, er ist der einzige den
ich nicht überholt habe. Er hat ca. 13h gebraucht. Ich brauchte für seine
Strecke 12h50… Interessant, das heißt, fit war ich also schon.
Meine brandneuen Scott Supertrack RC haben den ersten
richtig langen Test (140k mit 5100Hm) auch mit Bravour bestanden!
Tobias kommt bald. Die 3 ersten der 3 Rennen sind da.
Kurz quatschen, lange duschen und heim laufen (3k bergauf, unter
Regen. Es ist so zäh und langweilig und kalt, ich werde Stunden brauchen…ich
muss Anna anrufen).
Wieder duschen und dann versuche ich zu schlafen. Unmöglich
ich sehe dieses dämliche Schild überall!!! 2 Tüte Chips, 1 Bier, mich drehen in
alle Richtungen und um 9 stehe ich auf, quasi ohne ein Auge zugekriegt zu haben.
Aufräumen und zum Ziel fahren. Die Siegerehrung ist schön.
Wie die Veranstaltung. Musik, Essen, Getränke, alles ist entspannt, viele sind
noch da.
Ich bekomme meine Schiefertafel und fahre nach Hause.
Unterwegs denke ich wieder und wieder daran, wie schön es war. Ich wollte es
nicht und am Ende lief alles so toll.
Die Saison ist jetzt endlich zu Ende. Noch ein bisschen Ruhe
und dann geht es los mit einer vollen Saison 2017. Es wird wieder erlebnisreich.
Ich freue mich wie Bolle auf 2017. Wir sehen uns auf Trail natürlich.
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